Ätherische Öle

Aromatische Pflanzenwirkstoffe, die seit dem Altertum für Räucherungen und als Parfum verwendet werden. Der Duft der Pflanzen sollte per fumum, d.h. durch den Rauch, in die himmlischen Sphären zu den Göttern aufsteigen und eine Verbindung herstellen. Auch als > Aphrodisiaka wurden und werden einige Duftöle benutzt, so etwa das Öl der > Nachthyazinthe. Wenn die ursprüngliche Anwendung von Duftstoffen mehr im heiligen als im profanen Bereich lag, so ist es heute eher umgekehrt. Moderne Ärzte und Heiler wissen um die Wirkung der aromatischen Öle auf das Riechhirn, den ältesten Teil des menschlichen Gehirns, und setzen die Essenzen zweckmäßig zur Förderung der Gesundheit von Körper und Seele ein. Ä. Ö. können auf das vegetative Nervensystem und auf das Gedächtnis einwirken, Erinnerungen wachrufen, die Kreativität fördern, das erotische Leben sowie Sympathie und Antipathie steuern und schließlich ganz erheblich das Wohlbefinden steigern oder umgekehrt auch Unbehagen erzeugen (Fischer-Rizzi, 29 – 32).
Es gibt Zeugnisse dafür, dass die Gewinnung der aromatischen Öle schon rund 5000 Jahre alt ist, so etwa ein Destilliergerät aus Mesopotamien. Ä. Ö. werden auch heute noch durch Wasserdampfdestillation gewonnen, aber außerdem durch Kaltpressung, Enfleurage, durch chemische Lösungsmittel, Resinoid-Herstellung oder durch Extraktion mittels Kohlendioxyd (Fischer-Rizzi, 19-22).
Die chemischen Substanzen der duftenden Essenzen sind komplexe Mischungen von Kohlenwasserstoffen, Alkoholen, Ketonen, Säuren, Estern, Äthern, Aldehyden sowie Schwefelverbindungen. Einige Bestandteile der Öle von ganz unterschiedlichen Pflanzen, wie etwa > Eugenol, > Myristicin, > Safrol, > Thujon und das > Ud-Öl, haben eindeutig psychoaktive Wirkungen (Rätsch, 816f.).
Entscheidend für den Heileffekt beim Einsatz der Ä. Ö. in der > Aromatherapie ist deren Echtheit und Reinheit. Seit den dreißiger Jahren des 20. Jhs. kamen die synthetischen Duftstoffe in Mode, und die Qualitätsansprüche an ein gutes ätherisches Öl gingen verloren. Die kostbaren echten Öle haben wie Weine gute und schlechte Jahre und schwanken nicht nur in ihrer chemischen Zusammensetzung, sondern ebenso in ihrem Aroma und ihrer Wirkung.
Heute werden Ä. Ö. und Aromatherapie in zunehmendem Maße anerkannt. > Aroma-Pflanzen.

Lit.: Gatti, G./Cayola, R.: L’azione delle essenze sul sistema nervoso. In: Revista Italiana delle Essenze e Profumi, 1923; Maury, Marguerite: The Secret of Life and Youth. London, 1964; Rovesti, Paolo: Alla ricerca di profumi perduti. Venezia, 1980; Valnet, Jean: Aromathérapie. Traitement des maledies par les essences des plantes. 10. verb. u. erw. Aufl. Paris: Le Livre de Poche, 1985; Fischer-Rizzi, Susanne: Himmlische Düfte. München: Hugendubel, 21989; Faure, Paul: Magie der Düfte. Eine Kulturgeschichte der Wohlgerüche. Von den Pharaonen zu den Römern. München und Zürich: Artemis, 1990; Trott-Tschepe, Jürgen: Mensch und Duft im Elementen-Kreis. Feuer, Wasser, Luft und Erde in der Psycho-Aromatherapie. Leer, Ostfriesland: Verlag Grundlagen und Praxis, 1993; Gattefossé, René-Maurice: Gattefossés Aromatherapie: der Klassiker der Aromatherapie. Aarau, CH: AT-Verlag, 1994; Rätsch, Christian: Heilkräuter der Antike in Ägypten, Griechenland und Rom. Mythologie und Anwendung einst und heute. München: Eugen Diederichs, 1995; Rätsch, Christian: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau, CH: AT, 1998.
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