Maya

Mittelamerikanische Stämme im südlichen Mesoamerika (Südmexiko, Guatemala, Honduras, Belize, El Salvador). Wichtige Anfangsimpulse für die Entwicklung einer Hochkultur erhielt die Maya-Bevölkerung durch den Einfluss der olmekischen Zivilisation, die den Nachfolgekulturen spezialisierte und verfeinerte Kulttechnologien (Monumentalarchitektur, Techniken der Keramikherstellung, der Bildhauerkunst und Steinschneiderei) bereitstellte. In der klassischen Blütezeit (300-900 n. Chr.) errichteten die M. große städtische Zeremonialzentren, die häufig von steilen Pyramiden bekrönt waren. Sie entwickelten eine Hieroglyphenschrift, in der neben dynastischen Aufzeichnungen auch ihr umfangreiches Kalendersystem festgehalten wurde. Aus der Berechnung künftiger astronomischer Ereignisse wurden Prophezeiungen über das Schicksal der Menschen abgeleitet. Präzise Kalenderbeobachtungen dienten zudem der Planung von Feldzügen.
Neben Regen- und Fruchtbarkeitsgöttern verehrten die M. auch ihre verstorbenen Herrscher als Gottheiten, zu deren Verehrung riesige Tempelanlagen errichtet wurden, in denen eine zahlreiche Priesterschaft unter teilweiser Verwendung bewusstseinsverändernder Drogen ihren Dienst versah. Menschenopfer wurden in weitaus geringerem Ausmaß dargebracht als später von den Azteken. Besonders entwickelt war die Mythenbildung. Zu den religiösen Praktiken gehörte vor allem der Ahnenkult. Man versuchte auch, Beziehungen zur Welt des Übernatürlichen herzustellen.
Zur Zeit der spanischen Eroberung war die M.-Kultur zum Teil schon verfallen.

Lit. Lexikon der untergegangenen Völker: von Akkadern bisn Zimbern. München: C.H. Beck, 2003.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.