Maulwurf

Ein bronzezeitliches, in Auvernier (Schweiz) gefundenes Tonidol (Schamtasche) weist auf eine frühe Verehrung des M.s als höheres Vegetationgsprinzip hin. Dass ein toter M. oder ein Fetisch aus seinen Körperteilen für Reichtum und Glück sorgen würde, hielt sich lange als Volksaberglaube.
Die an kleine Grabhügel erinnernden Haufen des M.s brachten ihn aber auch mit dem Tod in Verbindung. Bereits in der Antike galt der M. als Unheil verkündender Schädling. So behauptete der römische Naturforscher Plinus, dass Maulwürfe in Thessalien einst eine ganze Stadt untergraben hätten (Nat.hist. VIII,43) und, außerdem, dass der Genuss eines frischen, noch schlagenden Herzens des Tieres die Gabe der Nekromantie verleihe (Nat.hist. XXX,7).
Awesta und Talmud empfahlen die erbarmungslose Verfolgung des unwillkommenen Wühlers.
In Indien hingegen brachten die Menschen während des vedischen winterlichen Todesfestes dem Sturmgott Rudra Opfergaben dar, indem sie Brotfladen in Maulwurfshügeln vergruben.
Da beim südeuropäischen Blindmaulwurf die kleinen Augenschlitze fast zur Gänze geschlossen sind, ging schon im Altertum das Gerücht von der Blindheit der Maulwürfe um, die symbolisch für die undurchdringliche Finsternis des Urgrunds steht. Als intensiver Sammler von Vorräten wurde er im Mittelalter mit Geiz und Habgier in Verbindung gebracht.
Die Grabetätigkeit des M.s stand auch Pate für die Bezeichnung „Maulwurf“ für einen Informanten, der sich getarnt in eine Organisation einschleicht und dort verdeckt ermittelt.

Lit.: Wilson, Don E. /Reeder, DeeAnn M. (Hrsg.): Mammal Species of the World: A taxonomic and geographic Reference. 2 Bde. Baltimore, MD: The Johns Hopkins University Press, 3. Aufl. 2005; Zerling, Clemens: Lexikon der Tiersymbolik: Mythologie ‒ Religion ‒ Psychologie. Klein Jasedow: Drachen Verlag, 2012.