Mattiesen, Emil

(* 24.01.1875 Dorpat/Estland; † 25.09.1939 Rostock), Dr. med., Augenarzt, Philosoph, Komponist, Parapsychologe, klassischer Vertreter der spiritistischen Hypothese für viele paranormale bzw. mediumistische Phänomene.
M.war der Sohn von Emil Karl Johann Mattiesen (1835-1888), Hauptschriftleiter und Stadtrat von Dorpat, und dessen Frau Emilie von Strümpell (1846-1917). Mit 16 Jahren erhielt er erstmals Musikunterricht. Sein Abitur legte er 1892 am Staatsgymnasium in Mitau ab. Er studierte zunächst Philosophie, Naturwissenschaften und Musik in Dorpat, dann in Leipzig, wo er schließlich im November 1896 zum Dr. phil. promoviert wurde. Von 1898 bis 1903 unternahm M. Reisen durch Asien und Amerika; von 1904 bis 1908 studierte er in Cambridge und in London. Nach seiner Rückkehr 1908 nach Deutschland lebte M. in Berlin, wo er 1913 Eleonore Bühring heiratete und sich fortan vorrangig mit Musik beschäftigte, die er bis dahin ausschließlich aus dem Stegreif betrieben hatte. 1921 gründete er einen Verein zur Verbreitung seiner Werke in München. 1925 zog er nach Gehlsdorf, heute ein Ortsteil von Rostock, wo er eine Forschungsgemeinschaft gründete und die Zeitschrift für Parapsycholgie als Fortsetzung der Psychichen Studien von Alexander Aksakof herausgab.
1929 erhielt M. einen Lehrauftrag für Kirchenmusik an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock. Er komponierte Lieder und Balladen, Kammer- und Orgelmusik. Neben seiner musikalischen Arbeit befasste er sich mit parapsychologischen Themen, die in seinen beiden Hauptwerken Der jenseitige Mensch und Das persönliche Überleben des Todes (3 Bde.) mit der sog. „Survival-Hypothese“ ihren nachhaltigen Niederschlag fanden.

W. (Auswahl): Der jenseitige Mensch. Berlin, 1925; Das persönliche Überleben des Todes, 3 Bde. 1936-39, Ndr. 1962 mit Vorw. v. G. Frei. (NB: Es ist vielsagend, dass dieses Standardwerk vier Jahre nach Erscheinen der beiden ersten Bände und ein Jahr nach Erscheinen des dritten Bandes von der Geheimen Staatspolizei des damaligen Regimes beschlagnahmt wurde.)
Lit.: Rudolf Tischner über M. in Neue Wissenschaft (l952) 2 sowie in der Zschr. Wegbereiter l (1996) 3.
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