Maria Judaica

Auch Maria die Koptin, Maria Prophetissa, Alchemistin.
Die Lebenumstände dieser ersten namhaften Alchemistin sind nahezu unbekannt. Der griechische Alchemist Zosimos (3. Jh. n. Chr.), der ihre Schriften kommentiert und zitiert und die Hauptquelle heutiger Kenntnis über M. bildet, identifiziert sie mit Maria, der Schwester des Moses. Sie gilt als Lehrerin des ägyptischen Priesters Ostanes.
In ihren Schriften gibt M. eine detaillierte Beschreibung verschiedener Öfen und Apparate, die sie entweder erfunden oder zumindest erstmals beschrieben hat, u.a. Destillationsgeräte aus Metall, Ton und Glas, die bereits aus Füllgefäß, Abzugsrohr und Rezipient bestehen, jedoch nur durch Luft oder mit Hilfe eines Schwammes gekühlt werden können.
M. zieht weitreichende Parallelen zwischen dem Menschen und Metallen. Alles, Mensch und Materie, setze sich aus den vier Elementen zusammen und habe seinen Ausgangspunkt in der Materia prima. Sie bestehen aus Körper, Geist und Seele. Durch die Destillation schwefelhaltiger Verbindungen lasse sich deren Geist abtrennen. Metalle entstünden durch die Verbindung eines männlichen und weiblichen Prinzips und könnten wachsen, sich entwickeln unnd sterben.
Spätere Alchemisten zitieren mit Vorliebe ihr praktischen Anweisungen und ihre ausdrucksstarken Beschreibungen der Materie.

Unter ihrem Namen kursiert der alchemistische Traktat Practica in artem alchimicam, der in dem Sammelwerk Artis auriferae libri duo (Basel 1572) erhalten ist. Ein weiteres Werk ist das spätere Excerpta ex interlocutione Mariae profetissae, sororis Moysis et Aaronis. Eine deutsche Fassung des lateinischen Traktats findet sich in Opus Aureum A. de Villa Nova (17. Jh.).

Lit.: Priesner, Claus/Figala, Karin (Hrsg.): Alchemie. Lexikon einer hermetischen Wissenschaft. München: Beck, 1998.
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