Marguerite Porete

(* 1250/60 vermutl. Valenciennes; 01.06.1310 Paris), französischsprachige spätmittelalterliche Mystikerin. Sie gehörte der religiösen Bewegung der Beginen an.
Als Autorin der Schrift Le Mirouer des simples ames anienties (Spiegel der einfachen zunichte gewordenen Seelen) erregte sie Aufsehen, geriet aber wegen ihrer eigenständigen theologischen Lehre mit dem kirchlichen Lehramt in Konflikt, dem sie die Befugnis zur Beurteilung ihrer Theologie absprach. Der für ihren Wohnsitz zuständige Bischof von Cambrai ordnete die öffentliche Verbrennung des als häretisch eingestuften Buches an und verbot die Verbreitung der darin dargelegten Auffassungen. Porete blieb jedoch bei ihrer Überzegung und weigerte sich, der Einladung zum Verhör zu folgen, was ihre Inhaftierung nach sich zog. Im anschließenden Inquisitionsverfahren in Paris lehnte sie es ab, sich zur Sache zu äußern. Daraufhin wurde sie nach anderthalbjähriger Haft zum Tod verurteilt und am 1. Juni 1310 in Paris auf der Place de Grève verbrannt. Ihre Schrift wurde fortan anonym oder pseudonym verbreitet.

Die kanadische Dichterin und Schriftstellerin Anne Carson schrieb das Libretto der 2001 in New York uraufgeführten dreiteiligen Oper Decreation, deren zweiter Teil vom Schicksal Poretes handelt.

Lit.: Kern, Bruno (Hrsg.): Marguerite Porete: Der Spiegel der einfachen Seelen. Mystik der Freiheit. Wiesbaden: Marixverlag, 2011.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.