Mantik

(Griech. mantiké, lat. divinatio), Wahrsagekunst bzw. Weissagekunst oder Zukunftsschau, besteht in der Kunst oder Praxis des Voraussehens oder Voraussagens künftiger Ereignisse, der Aufdeckung verborgenen oder geheimen Wissens und der direkten oder indirekten Anwendung dieser Kenntnisse unter Einsatz bestimmter Techniken und Riten.
Sprachlich ist ein Zusammenhang von mantiké (Mantik) und meinomai (rasen, verzückt sein) gegeben. Es kommt darin der ekstatische Zustand, die „Raserei“, das „Außer-sich-sein“ des Wahrsagers, zum Ausdruck, wodurch er in die Lage versetzt wird, Dinge zu verkünden, die außerhalb der normalen Erkenntnismöglichkeit liegen. Laut Platon sei M. eine Gabe, die zwar jeder Mensch besitze, weil seine Seele etwas Mantisches ist (mantikon ti), doch so Cicero komme diese Fähigkeit der Seele nicht aus ihr selbst, sondern werde ihr von Göttern oder höheren Wesen (Engel, Dämonen, Geister) gegeben. Die genannte Gabe könne grundsätzlich allen zuteil werden, doch besäßen in Wahrheit nur jene Personen die mantische Fähigkeit der Seele in besonders hohem Grad, die von den Göttern selbst oder von berühmten Sehern abstammen bzw. durch Frömmigkeit oder durch besonderen Lebenswandel die Gunst der Götter genießen würden. Hierzu gehörten vor allem die Priester und Priesterinnen und all jene, die durch Beachtung bestimmter Speise- und Reinheitsvorschriften, durch Askese und Studium des Göttlichen, des Metaphysischen und Jenseitigen sowie durch strenge Einhaltung der Kultvorschriften ihre Seele für die Wahrnehmung der Götter und ihrer Ratschlüsse empfänglich machten. Diese Personen würden auch die andeutenden Zeichen der Götter zu erfassen und richtig zu deuten verstehen.

Lit.: Resch, Andreas: Welt- und Menschenbilder der Paranormologie, in: Ders.: Die Welt der Weltbilder (Imago Mundi; 14). Innsbruck: Resch, 1994, S. 49-50.
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