Mani

(Pers.), griech. Mánēs oder Manichaíos, lat. Manes oder Manichaeus (* 14.04.216 Mardīnū in der Gegend von Seleukia-Ktesiphon südöstlich des heutigen Bagdad; † 14.02.276 oder 26.02.277 Gundischapur), Stifter der nach ihm benannten Religion des Manichäismus.
M. wuchs im persischen Sasanidenreich in einer Gemeinschaft christlicher Täufer auf. Als Erwachsener trennte er sich von diesen, um seine eigene, von gnostischem Gedankengut geprägte Lehre vom absoluten Dualismus zwischen Gut und Böse, Licht und Finsternis zu verkünden, wobei er sich auf göttliche Offenbarungen berief. Er sah sich als Vollender der älteren Religionen Christentum, Zoroastrismus und Buddhismus. Seine Religionsgemeinschaft organisierte er nach dem Vorbild der christlichen Kirche hierarchisch.
Als M. vier Jahre alt war, holte ihn sein Vater zu sich und ließ ihn in seine Glaubensgemeinschaft aufnehmen, in der er die folgenden zwei Jahrzehnte verbrachte. Laut Überlieferung waren für seinen weiteren Lebensweg zwei Visionen im Alter von 12 bzw. 24 Jahren ausschlaggebend. Dabei erschien ihm sein von Gott gesandter „Gefährte“ und „unzertrennlicher Zwilling“, ein engelgleiches Wesen, das er als sein anderes Selbst betrachtete. Bei der ersten Vision kündigte der Zwilling an, M. werde künftig öffentlich als religiöser Lehrer auftreten und dabei eine andere Lehre als die der Elkesaiten predigen. Bei der zweiten Vision erklärte der Zwilling, der „Herr“ habe ihn gesandt und beauftragt, M. mitzuteilen, dass nun die Zeit gekommen sei, „die frohe Botschaft der Wahrheit […] laut zu verkünden.“ Von da an wurde M. nach seiner Überzeugung vom Zwilling ständig begleitet, beschützt und geleitet. Die auf diesem Weg empfangenen Offenbarungen machte er zur Grundlage der manichäischen Religion.
Als M. aus der Glaubensgemeinschaft ausschied, fand er Trost in der Verheißung seines geistigen „Zwillings“, er werde weltweit erfolgreich sein. Seine ersten Jünger waren sein Vater und zwei junge Elkesaiten. M. begann daraufhin eigenständig seine Verkündigung in Mesopotamien, Medien und Armenien. Schließlich unternahm er auf dem Seeweg eine Missionsreise nach Indien, wo er mit dem Buddhismus Bekanntschaft machte.
Bei seiner Rückkehr wurde das Perserreich vom neuen Großkönig Schapur I. regiert. M. gelang es, die Unterstützung eines Bruders, des Großkönigs Pērōz, zu erlangen, der die erste Zusammenkunft vermittelte, welche im Frühjahr 242 stattfand. Schapur blieb zwar bei seiner angestammten zoroastrischen Religion, erlaubte M. aber nicht nur die Mission in seinem gesamten Reich, sondern unterstützte ihn sogar durch die Ausstellung von Schutzbriefen. Mit seinem Tod endete jedoch das Einvernehmen der Sasaniden mit M.
Als Bahram I. die Herrschaft übernahm, kam es in der Religionspolitik zu einem Kurswechsel. Der neue Großkönig stand in scharfem Gegensatz zum Manichäismus und ließ den Religionsstifter ins Gefängnis werfen. Nach manichäischer Überlieferung verstarb der Gefangene nach 26 Tagen Haft im Kerker.
M. hat seine Religion von vornherein als Schriftreligion angelegt. Daher verfasste er sieben Werke in seiner aramäischen Muttersprache, die in den manichäischen Gemeinden als heilige Schriften galten: „Das lebendige Evangelium“, „Der Schatz des Lebens“, „Pragmateia“, „Das Buch der Mysterien“, „Das Buch der Giganten“, „Briefe“ und eine Sammlung von Psalmen und Gebeten. Diese wurden in die Sprachen der Völker, bei denen die Manichäer missionierten, übersetzt. Noch zu M.s Lebzeiten breitete sich seine Lehre nicht nur im Perserreich rasch aus, sondern wurde von Missionaren auch im Osten des Römischen Reiches verkündet. Da der Manichäismus in der Spätantike in Nordafrika zahlreiche Anhänger fand, nach Südeuropa gelangte und im Frühmittelalter über Zentralasien bis nach Südchina vordrang, sprach man auch von einer Weltreligion.

Lit.: Koenen, Ludwig/Römer, Cornelia: Mani: auf der Spur einer verschollenen Religion. Freiburg i.Br. u.a.: Herder, 1993.
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