Maier, Michael

(* 1568; † 1622), paracelsischer Arzt in Rostock, der sich später als Leibarzt am Hof Kaiser Rudolfs II. betätigte, wo er mit vielen höfischen Alchemisten und Hermetikern in Berührung kam; ebenso Leibarzt des Landgrafen Moritz von Hessen.
Berühmt wurde M. durch sein mit zahlreichen Kupferstichen ausgestattetes Buch Atalanta fugiens. Über seine naturwissenschaftlichen und hermetisch-alchemistischen Interessen fand er Zugang zu den Rosenkreuzer-Urschriften und erfüllte neben Robert Fludd eine wichtige Brückenfunktion bei der Vermittlung und Verbreitung der Rosenkreuzer-Ideen, die er mit eigenen Gedanken umgestaltete. Als Nachwirkung seines Englandaufenthaltes wertet man es ferner, dass er in dem Buch Tripus Aureus, das auch in das Musaeum Hermeticum aufgenommen wurde, zwei englische alchemistische Traktate übersetzte. 1596 promovierte M. mit theses de epilepsia an der Universität Basel zum Doktor der Medizin. Noch im gleichen Jahr kehrte er nach Rostock zurück, wo er ein Jahr später, 1597, den Doktortitel der Philosophie erwarb.

In der Zeit zwischen 1597 und 1607 entwickelte sich M. vom gelehrten Philosophen zum praktischen Okkultisten bzw. Alchemisten. Als im Sommer 1601 eine Seuche ausbrach, lud ihn ein wohlhabender Patient ein, bei ihm auf dem Landgut das Ende der Epidemie abzuwarten. Dort fand er eine umfassende alchemistische Bibliothek vor, aus der er systematisch die Beschreibungen der verschiedenen Stufen des Prozesses abschrieb. 1608 eröffnete M. eine Arztpraxis in Rostock. Um die Jahresmitte zog er nach Prag, wohin der habsburgische Kaiser Rudolf II. Dutzende von Alchemisten berufen hatte.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland veröffentlichte M. 1613 oder 1614 sein erstes eigenes Werk, Arcana arcanissima, deren zugehörige Handschrift mit dem Titel De Theosophia Aegyptiorum sich heute in der Universitätsbibliothek Leipzig befindet. Im September 1616 erschien die Schrift Lusus Serius in Frankfurt und schließlich Anfang 1617 sein Examen Fucorum Pseudo-Chymicorum, worin er sich kritisch mit anderen Alchemisten auseinandersetzte. Im Dezember 1616 kommentierte er diese in seinem Werk Symbola Aureae Mensae.
In den Folgejahren verfasste M. eine Reihe von Schriften, in denen er sich offen für das Rosenkreuzertum einsetzte.
Das Titelblatt der ersten Verteidigungsschrift vereinigt an einer goldenen Tafel (Aurea Mensa) die führenden Alchemisten von zwölf Nationen. Das Buch ist dem Fürsten Ernst zu Holstein-Schaumburg (1569-1622) gewidmet.
In der 1617 erschienenen Schrift Silentium post clamores trat M. erneut für die Existenz des Ordens der Rosenkreuzer ein. Auch seine Schrift Themis Aurea von 1618 diente ihrer Verteidigung.
Sein bekanntestes Werk ist die 1618 bei Johann Theodor de Bry in Oppenheim erschienene kunstvoll komponierte Sammlung von Abhandlungen mit dem Titel Atalanta fugiens.
1622 erschien seine letzte selbst veröffentlichte Schrift, merkwürdigerweise in Rom, ein Jahr später erneut in Rostock: die Cantilenae intellectuales de Phoenice redivivo.

Lit.: Brown Craven, James: Count Michael Maier: Life and Writings, 1568-1622. Kirkwall: William Peace & Son, 1910, Ibis Press 2003.
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