Islamische Astrologie

Seit dem 8. und 9. Jh. im islamischen Kulturkreis auftretende Entwicklung, die aus drei simultanen Strömungen gespeist wird: der hellenistischen, der indischen und der sassanidischen Astrologie. Die Bedeutung, welche die Astrologie im Denken sowie im politischen und kulturellen Leben der Muslime hatte, lässt sich heute nur schwer ausmachen. Ein Hinweis ist z.B. in der großen Zahl islamischer Astrologen zu sehen. Auch im Volkstum spielte sie eine große Rolle: So erklärt die Sklavin Tawaddud in Tausend und einer Nacht die Eigenschaft der sieben Planeten, die Bedeutung der Mondstationen, die Grundqualitäten der zwölf Tierkreiszeichen usw.
Der Islam setzte dem Eindringen der Astrologie zunächst keinen besonderen Widerstand entgegen. Festzuhalten ist jedoch ein zunehmendes Abgleiten der Argumentation in unkonventionelle Behauptungen und die Verquickung der Horoskopie mit divinatorischen Praktiken (Geomantie und Talismane), also Praktiken der magischen und kabbalistschen Astrologie.
Dabei wurde in der islamischen Astrologie besonders die Fragen-Astrologie gepflegt und die Aspektenlehre ausgebaut, daneben aber auch der historisch-politischen Astrologie einige Bedeutung beigemessen. Damit war notwendigerweise auch die Weiterentwicklung der mathematischen Grundlage der Horoskoptechnik verbunden.
Nach dem Eingriff der Geistlichkeit, die sich auf das Problem der Willensfreiheit konzentrierte, nahm der Einfluss der Astrologie rasch ab. Im lateinischen Mittelalter kam die i. A. zusammen mit den hellenistischen Originaltexten jedoch zu neuer Blüte.

Lit.: Saliba, George: The Role of the Astrologer in the Medieval Islamic Society. Bulletin dʼétudes orientales 44 (1992), 45-67, bes. 46f.
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