Islam

Die prophetische Verkündigung Mohammeds, des Stifters des I., erfolgte 610-622 in Mekka, danach in Medina, wo die Gründung einer Gemeinde gelang, deren geographische Ausdehnung rasch voranschritt, beim Tod Mohammeds (632) bereits große Teile Arabiens umfasste und sich unter seinen Nachfolgern, den Kalifen, in nichtarabische Gebiete (bis 642 Ägypten und Persien) fortsetzte. Mit der Installierung eines erblichen Umayyaden-Kalifats (661-750) entstanden die Gruppierungen der Sunniten (arab. Sunna, Sammlung der Aussprüche und Lebensgewohnheiten Mohammeds), Schiiten (arab. shi’a, Partei, nämlich ʻAlis) und Kharidjiten. Mit der Spaltung in Sunniten, die sich mit der Umayyaden-Dynastie abfanden, und Schiiten, die sich widersetzten, war auch eine Trennung des Geistes verbunden. Während die Umayyaden in Damaskus auf politische Macht setzten, verkündete die Schia, dass der von Gott dem Mohammed verliehene Geist in den Imamen weiterwirke, bis sich im 7. und 12. Imam der Mahdi als der Erlöser offenbaren würde. Hiermit war der geistige Boden vorbereitet, auf dem sich die islamische Mystik entfalten konnte.
Der I. lehrt, dass es einen einzigen Gott gibt, der der Schöpfer der Welt, der Herr der Geschichte und der Richter der Menschen beim Letzten Gericht ist. Dieser Gott hat durch Propheten (Adam, Noach, Abraham, Mose, Jesus, Mohammed) zu den Menschen gesprochen und ihnen seinen Willen kundgetan. Er verlangt, das Gute zu tun und das Böse zu unterlassen und fordert Rechenschaft über alles Tun (vgl. Koran 99,7f.). Alle Rede von Gott ist eifrig darauf bedacht, die Einzigartigkeit Gottes, seine Majestät und Transzendenz zu betonen, und unterscheidet sich damit von der christlichen Theologie, in deren Zentrum Gott und Mensch bis hin zur Personalunion in Jesus Christus stehen. Die Anthropologie gehört demnach im I. nicht zur Theologie, sie ist Teil der Ethik und des Rechts.

Lit.: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 5. Freiburg i.Br.: Herder, 1996.