Auch Erminsul, frühmittelalterliches Heiligtum der Sachsen, das nach den Einträgen fränkischer Annalen zum Auftakt der Sachsenkriege 772 auf Veranlassung Karls des Großen von den Franken zerstört wurde. Der Name lässt sich etymologisch auf irmin, groß, und sul, Säule, zurückführen, bezeichnet also eine Große Säule. Die Existenz weiterer „Irminsäulen“ wird zwar mitunter vermutet, ist aber wissenschaftlich nicht eindeutig belegt.
Die I. befand sich bei Eresburg, dem heutigen Obermarsberg, einem von 17 Stadtteilen der Stadt Marsberg im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen. Nach den Handschriften der Annales Petaviani und des Chronicon Anianense lassen sich keinerlei Hinweise betreffend Aussehen und Funktion der I. entnehmen. Bedeutsam ist hier die Aussage des Mönches Rudolf von Fulda, der dazu 863 in De miraculis sancti Alexandri (Kap. 3) schrieb:
“Truncum quoque ligni non parvae magnitudinis in altum erectum sub divo colebant, patria eum lingua Irminsul appellantes, quod Latine dicitur universalis columna, quasi sustinens omnia.”
„Sie verehrten auch unter freiem Himmel einen senkrecht aufgerichteten Baumstamm von nicht geringer Größe, den sie in ihrer Muttersprache ,Irminsul‘ nannten, was auf Lateinisch ,columna universalis‘ [die All-Säule] bedeutet, welche gewissermaßen das All trägt.“
Damit ist die kosmische Symbolik der I. angesprochen, die auch von Oper und Drama aufgegriffen wurde.
Lit.: Münster, Sebastian: Cosmographey. Kap. Von dem Teutschen Landt, darin Abschnitt CCCCVVVI: Wie die Sachsen des Glaubens halb bestritten sind worden/durch die König von Franckreich. Um 1590, S. dccccxciii; Letzner, Johannes: Corbeische Chronik. Hamburg, 1590; Meibom, Heinrich: Irmensula Saxonica: hoc est eius nominis idoli, sive numinis tutelaris, apud antiquissimos Saxones paganos culti […]. Lucius, Helmaestadii, 1612 (digitalisiertes Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek); Schröder, F.R.: Quellenbuch zur germanischen Religionsgeschichte. Berlin/Leipzig, 1933, § 63, S. 103; Maier, Bernhard/Springer,Matthias: Irminsul, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA), Bd. 15. Berlin/New York: Walter de Gruyter, 2. Aufl., 2000.