(„Menschen“), Eigenbezeichnung der von ihren indianischen Nachbarn als Eskimo (Rohfleischesser) titulierten ursprünglichen Bewohner der heute kanadischen Arktis. Sie stammen wahrscheinlich von einem asiatischen Volk von Jägern und Sammlern ab und gelangten über die Beringstraße nach Amerika, lange nach den Indianern, etwa ab 3000 bis 2500 vor Christus. Heute siedeln sie von der Tschuktschen-Halbinsel an der Beringstraße über Alaska entlang des Arktischen Ozeans auf den Inseln des nördlichen Kanadas bis Grönland.
Ihr Weltbild ist statisch und von Allbeseeltheit gekennzeichnet. Größte Verehrung genießen der Mondgott (Tarqeq) als Herr des Wetters und der Fruchtbarkeit und die Meeresgöttin als Herrin der Tiere, die auf dem Meeresgrund lebt und von dort aus die für die Jagd bestimmten Tiere sendet. Bei schlechtem Jagdergebnis muss sie durch Schamanen bezwungen werden. Die Einhaltung von Jagdriten wird als ethische Verpflichtung angesehen. Ein weiterer wichtiger Geist ist der Geist der Luft, der Herr über Regen, Schnee, Wind und Wasser ist.
Ein wesentliches Merkmal ist zudem, dass die I. auch Tieren eine Seele zuschreiben, weshalb der Jäger seiner Beute besondere Ehre erweist.
Nach dem Glauben der I. existieren im Himmel und unter der Oberfläche der Welt Sphären, die jeweils das Reich eines Hauptgeistes sind, was ihnen die Vorstellung der „Seele“ und der Wiedergeburt erleichtert. Nach dem Tod tritt ein Teil des spirituellen Wesens des Menschen ‒ abhängig von Todesart und sozialem Status ‒ entweder in die Unterwelt oder in das Land des Himmels ein und ein weiterer, im Namen der Person verkörperter Teil wird in einem Verwandten wiedergeboren, wobei bestimmte Charaktereigenschaften des Verstorbenen auf das Neugeborene übergehen sollen.
Heute gelten die I. als zumindest nominell christianisiert. Verschiedene Umstände sowie die Rückbesinnung auf die eigene Kultur führen allerdings da und dort zu einer Wiederbelebung des Schamanentums.
Lit.: Sowa, Frank: Indigene Völker in der Weltgesellschaft: die kulturelle Identität der grönländischen Inuit im Spannungsfeld von Natur und Kultur. Bielefeld: transcript, 2014.