Inspiration

(Lat. inspiratio, Eingebung). Der inspirierte Mensch hält sich für ein vom Geist erfasstes Werkzeug und Medium übernatürlicher Kundgaben und Offenbarungen. Die I. kann sich in außerordentlichen körperlich-seelischen Begleitumständen äußern, wie z.B. Enthusiasmus oder Ekstase. Ein Schamane etwa erfährt die Herabkunft eines in ihn einfahrenden Geistes, der ihm das Empfinden gibt, zu den hohen Sphären auf- und zu den niederen absteigen zu können. In Stammesreligionen wird die Einwohnung eines Geistes durch rituelle Zurüstung eines Mediums (Divination) herbeigeführt, und der dadurch einwohnende Geist spricht bzw. handelt durch den Menschen. Sprache und Gebärden wirken dabei verändert.
Von besonderer Bedeutung ist die I. in Bezug auf die Ursprünge heiligen Schrifttums. So wurden nach indischer Vorstellung der Rigveda und andere heilige Schriften aus dem göttlichen Brahman „ausgehaucht“.
In den großen monotheistischen Religionen ist der göttliche Ursprung der hll. Schriften und die Unantastbarkeit ihres Wortlautes durch die Vorstellung der Verbalinspiration geschützt.
Die Berufung auf I. findet sich heute vor allem bei den Gründern neuer religiöser sowie synkretistischer Bewegungen und Sekten.

Lit.: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 5. Freiburg i.Br.: Herder, 1996.
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