Inkubation

(Lat. incubare, brüten, aufliegen; speziell: an einem heiligen Ort schlafen, um ein Tempelorakel zu erlangen). Im esoterischen Sinn ist hier der antike Tempelschlaf zwecks Heilung von Krankheit zu nennen.
Grundlage dieser Praxis ist die Überzeugung, dass dem Traum eine zukunftsweisende Realität zukommt, weil er durch die Verbindung zu einer Gottheit vermittelt wird. Nach bestimmten Vorbereitungen legt sich der Rat- oder Heilungsuchende zum Schlaf nieder. Dabei bedarf das erhoffte Traumerlebnis oder Traumorakel häufig der Deutung durch Priester. Das Niederlegen auf den Boden lässt einen ursprünglichen Einfluss chthonischer Gottheiten vermuten. Auch Asklepios hatte sich von einem thessalischen Erddämon zu einem Heilgott entwickelt. Der Tempelschlaf wurde ebenso in den Kulten der Heilgottheiten Isis und Serapis praktiziert.
Trotz Zurückweisung dieses Brauches durch die Kirchenväter fand er Eingang in die frühchristliche Praxis, vor allem in die Kulte christlicher Heiliger, die mit Hilfe oder Heilung verbunden waren.

Lit.: Waldenfels, Hans (Hrsg.): Lexikon der Religionen. Begründet von Franz König unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter. Freiburg i.Br./Basel/Wien: Herder, 1987.
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