Indra

(Skrt., mächtig, stark), vedischer Gott, der zusammen mit seinen Brüdern Agni und Vayu eine vedische Göttertriade bildet. Seit der Gupta-Zeit (ca. 271-562) oder früher gingen die drei Gottheiten auf die Hindu-Gottheiten Shiva und Vishnu über.
I. trennte nach der Geburt seine Eltern für immer, entthronte seinen Vater, stürzte die alte Ordnung, riss die Herrschaft über die Welt an sich, scheint den Gott Varuna als höchsten Gott verdrängt zu haben und übertrifft ihn mit der Zeit an Beliebtheit.

In der frühindischen, vedischen Religion ist I. der höchste, kriegerische Gott des Himmels, des Sturms und des Regens, „ohne den kein Sieg möglich ist, den man im Kampfe anruft …“ (Rigveda 2,12,9 desa). Zudem wird er als Gott der Fruchtbarkeit und der Schöpfung sowie als Götterkönig gesehen. I. ist der berühmteste Gott der vedischen Zeit und der am meisten angerufene und besungene. So sind rund 250 Hymnen des Rigveda allein an ihn gerichtet.
Den vedischen Schriften zufolge ist er es, der jeden Widerstand zerschmettert. In den Veden gilt I. als der „König der Götter“. Seine Waffe ist der Donnerkeil (vajra). Er wohnt in der Stadt Amaravati als Herr über die Himmelswelt (svargaloka) in einem Palast auf der Spitze des Berges Meru. Dargestellt wird er riesengroß und furchteinflößend, mit dickem somatragenden Bauch, hundert Hoden und vier Armen. Als seine Gattin gilt Indrani, die Göttin des Zorns, der Eifersucht und Nörgelei.
Im heutigen Hinduismus kommt I. vergleichsweise geringe Bedeutung zu. Er gilt lediglich als vergöttlichter König, Regenspender und Herr über das Himmelsreich (Svarga) auf dem Weltenberg Meru.

Lit.: Choudhuri, Usha: Indra and Varuna in Indian Mythology: Indra and Varuna in the Vedas, the Mahābhārata and the Principal Purāṇas. Delhi: Nag Publ., 1981; Gonda, Jan: The Indra Hymns of the Ṛgveda. Leiden [u.a.]: Brill, 1989.

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