Indien

Die meisten indischen Vorstellungen des Okkulten stehen mit den vielfältigen religiösen und mystischen Lehren der Inder in Verbindung. Dabei war die hinduistische Mystik eine Reaktion auf die strengen religiösen Praktiken der heiligen Schriften, der Veden.
Askese wurde zur besten Vorbereitung auf die Gemeinschaft mit der Gottheit. Die Yogis versuchen bis heute durch geistige Abstraktion übermenschliche Kräfte zu erreichen. Nach dem Tantrismus zeige sich im Yoga die sexuelle Energie in der reinen Form als Kundalini, eine psychophysiologische Kraft, die auf die Chakren oder auf die mystischen Zentren wirkt. Diese führten zu höherem Bewusstsein und spiritueller Erleuchtung. In Srinagar in Kaschmir wurde ein Zentralinstitut für Kundalini-Forschung eingerichtet.
Eine Lebensform ist der Brahmanismus, der von den Brahmanen, einer Priesterkaste der Hindus, begründet wurde. Der Brahmanismus ist die mystische Religion Indiens par excellance. Er lehrt, dass die einzelnen Individuen die Manifestation des einen ewigen Geistes sind, auf den sie als ihr letztes Ziel des Glücks hingeordnet werden. Die reinste Lehre des Brahmanismus findet sich in der Vedanta-Philosophie, welche die Veden oder die Sammlung alter Sanskrit-Hymnen als die durch die Rishis oder Seher geoffenbarten Quellen des religiösen Glaubens betrachtet. Die Upanishaden sind spätere Versionen des Veda und die Bagavad-Gita ist eine andere volkstümliche Schrift.
Die Hindus sehen die gesamte lebendige Natur als von der einen Seele durchzogen, welche die Leiter auf und absteigt, je nachdem ob das Handeln ihrer früheren Existenz gut oder schlecht war. Für den Hindu ist das vitale Element in allen beseelten Wesen grundsätzlich gleich. Dies führt direkt zur Theorie des Brahmanismus von der Transmigration, die einen mächtigen Einfluss im Denken der Hindus hat.
Die Dämonologie nimmt in der hinduistischen Mythologie einen integrierenden Teil ein. Die Götter stehen in stetem Kampf mit den Dämonen. Diese besetzen die Friedhöfe, beleben die Toten, stören die Opferhandlungen, belästigen die Menschen ähnlich den Vampiren.
Volktümliche Hexerei und Zauberei ist ähnlich jener in Europa. Die Ureinwohner Indiens hatten große Angst vor Gespenstern und Geistern und verwendeten viel Zeit, um ihren Einfluss abzuwenden.
Interessant ist, dass der Großteil der westlichen magischen Rituale und Einstellungen dekadente Derivate der Religon und Folkore des Hinduismus sind, oft unter arabischem Einfluss.
Die psychische Forschung in Indien begann 1951 an der Abteilung für Philosophie und Psychologie an der Benares Hindu Universität, wo Parapsychologie als Nebenfach eingeführt wurde. Zu den bekannten Pionieren auf diesem Gebiet zählte u.a. Prof. Dr. Koneru Ramakrishna Rao (1932-2021), Vorstand der Abteilung für Psychologie und Parapsychologie an der Andhra Universität, der auch mehrere Jahre an der Duke University, North Carolina, USA, arbeitete. Heute gibt es bereit zahlreiche Veröffentlichungen indischer Forscher auf diesem Gebiet.

Lit.: Oman, J. Campbell: The Mystics, Ascetics, & Saints of India. London: T. Fisher Unwin, 1903; Encyclopedia of Occultism & Parapsychology, vol. 2: H-O. Detroit: Book Tower, 1984.

 

 

 

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