1965 gab Andreas Resch mit der Bezeichnung IMAGO MUNDI die Anregung, aus Wissen und Lebenserfahrung eine ganzheitliche Sicht von Welt und Mensch zu gestalten, um die innere Harmonie des menschlichen Lebens zu fördern. Ohne ganzheitliches Verständnis gibt es keine psychisch-geistige Ausgeglichenheit und keine abgewogene Realitätskontrolle. Ein solches Verständnis wird den jeweiligen Gegebenheiten jedoch nur gerecht, wenn es durch die jeweils neuen Erkenntnisse aus Wissenschaft, Forschung und Lebenserfahrung erweitert und vertieft wird. Eine derartige Vertiefung räumt auch der Sinnfrage, der Frage nach der Transzendenz von Welt und Mensch, einen entscheidenden Platz ein.
Diese Perspektiven führten zur Gründung der Internationalen Interessengemeinschaft IMAGO MUNDI, zur Durchführung der Internationalen IMAGO MUNDI-Kongresse, zur Errichtung des Resch Verlages und des Instituts für Grenzgebiete der Wissenschaft (IGW), zur Herausgabe von Zeitschriften und Schriftenreihen und der Erstellung des Lexikons der Paranormologie.
Die ersten Ansätze von IMAGO MUNDI und des Instituts für Grenzgebiete der Wissenschaft (IGW) gehen auf den Verleger Josef Kral (1887-1965) in Abensberg, Deutschland, und auf den Zisterzienser-Abt Alois Wiesinger, Schlierbach (Österreich), zurück. 1951 gründete Kral zusammen mit Abt Wiesinger die Zeitschrift Glaube und Erkenntnis, die der Erforschung und Feststellung von paranormalen Phänomenen, unbekannten Kräften der menschlichen Seele und der Wirklichkeit einer geistigen Welt dienen sollte. Die Zeitschrift bot einer Reihe von Persönlichkeiten die Möglichkeit zu einem Gedankenaustausch, der nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs und dem einsetzenden materiellen Fortschrittsglauben die Wirklichkeit einer geistigen Welt betonte. Da nun auch die Psychologie als „Wissenschaft von der Seele“ auf die naturwissenschaftliche Argumentationsform einschwenkte und bei ihrer reinen Funktionsbeschreibung die Frage des Geistes völlig ausklammerte, hoffte man im Rahmen der Parapsychologie, vor allem durch die Erforschung der Grenzphänomene im religiösen Bereich, die geforderten empirischen Beweise zu finden.
So gründete Josef Kral am 1. Dezember 1958 zusammen mit Prof. Dr. Gebhard Frei SMB, Schöneck/Schweiz, Prof. Dr. Peter Hohenwarter, Wien, Dr. Gerda Walther, München, und anderen die Internationale Gesellschaft Katholischer Parapsychologen (IGKP). Frei übernahm die Präsidentschaft, während Hohenwarter und Walther als Vizepräsidenten fungierten. Josef Kral übernahm das Generalsekretariat. 1959 konnte der bekannte Philosoph Gabriel Marcel für die Ehrenpräsidentschaft gewonnen werden. Die endgültige Formung der Gesellschaft sollte auf einer Sondertagung anlässlich des Eucharistischen Weltkongresses 1960 in München erfolgen, die jedoch nicht zustande kam.
1965 starb der Initiator Josef Kral, nachdem er Dr. Andreas Resch mit seiner Nachfolge betraut hatte. Obwohl Resch damals noch mit seinem Zweitstudium, Psychologie und Volkskunde, beschäftigt war, übernahm er die Redaktion der 1955 in Verborgene Welt umbenannten Zeitschrift Glaube und Erkenntnis. Gleichzeitig befasste er Resch mit der IGKP, die über Gründungsansätze nicht hinausgekommen war. Dabei trat Resch von Anfang an für eine ideologiefreie wissenschaftliche Betrachtung der Grenzphänomene ein, baute 1965 die Gesellschaft zu einer Internationalen Interessengemeinschaft für Grenzgebiete der Wissenschaft aus und nannte sie IMAGO MUNDI, um das eigentliche Ziel der Gesellschaft, nämlich die Weitung und Vertiefung des christlichen Welt- und Menschenbildes, besonders hervorzuheben.
Für den 26.-29. September 1966 berief Resch unter dem neuen Namen den 1. Internationalen IMAGO MUNDI-Kongress zum Thema „Im Kraftfeld des christlichen Weltbildes“ nach Schloss Fürstenried in München ein. Auf diesem Kongress wurde die „Internationale Interessengemeinschaft für Grenzgebiete der Wissenschaft IMAGO MUNDI“ samt den vorgelegten Satzungen gutgeheißen. Prof. Dr. Gebhard Frei wurde zum Präsidenten, Prof. Dr. Erwin Nickel, Frei-burg/Schweiz, zum Vizepräsidenten und Andreas Resch zum Generalsekretär gewählt. Gabriel Marcel übernahm weiterhin die Ehrenpräsidentschaft. 1967 ersetzte Resch den den Titel der Zeitschrift Verborgene Welt durch
Grenzgebiete der Wissenschaft, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass auch im Bereich der Grenzgebiete jeder wissenschaftliche Fortschritt nur auf dem Boden der jeweiligen wissenschaftlichen Kenntnisse erfolgen kann.
Die interdisziplinäre Behandlung von Themen, wie sie die IMAGO MUNDI-Kongresse boten, war gefragt. Man stand zwar noch völlig im Bann des wissenschaftlichen Fortschrittsglaubens und der einzelwissenschaftlichen Aussage, doch nahm die Zahl derer, die sich für eine Zusammenschau all jener Kenntnisse der Einzelwissenschaften interessierten, die für das Welt- und Menschenbild bedeutsam sind, immer mehr zu, was zu mehr als 1000 Teilnehmern bei den IMAGO MUNDI-Kongressen führte, die weltweit die größten ihrer Art darstellten.
Ende der Achtzigerjahre setzte jedoch ein Auseinanderdriften von wissenschaftlicher Arbeit und vorwissenschaftlichen Interessen ein. Aufgrund der immer notwendiger gewordenen Spezialisierung wissenschaftlicher Forschung und
Lehre, die heute nur noch den Experten des jeweiligen Faches verständlich bleibt, wurde die auf persönlicher Erfahrung und freiem Denken beruhende Esoterik zunehmend zum Betätigungsfeld des außeruniversitären Gesprächs, wobei Erlebnis und nicht mehr Wahrheit gefragt war. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die völlige Auflösung jedweder geistigen Bewegung der Zeit in eine allgemeine Interesselosigkeit im Hinblick auf ein stets zu erneuerndes Welt- und Menschenbild mündete. Dem mussten auch die IMAGO MUNDI-Kongresse, die wissenschaftliche Forschung und überprüfte Lebenserfahrung in ein sachbezogenes Verständnis von Welt und Mensch zu bringen suchten, Rechnung tragen. So wurde nach Abhalten der 1966 anvisierten 15 Kongresse 1995 zunächst keine weitere Planung mehr vorgenommen.
Die von Resch in diesem Zusammenhang herausgegebenen 15 Imago Mundi-Bände gehören jedoch nach wie vor zu den unübertroffenen Publikationen im Bereich der Grenzgebiete der Wissenschaft. Die dabei angesprochenen Themen wurden vom Institut für Grenzgebiete der Wissenschaft weitergeführt und finden nunmehr in der Enzyklopädie der Paranormologie eine umfassende begriffliche Darstellung.
Lit.: Resch, Andreas: Zur Geschichte der Paranormologie (Reihe R; 6). Innsbruck: Resch, 2010.