Hydrotherapie

Wassertherapie, methodische Anwendung von Wasser zur therapeutischen Behandlung chronischer oder akuter Beschwerden, zur Stabilisierung von Körperfunktionen (Abhärtung), zur Vorbeugung, zur Rehabilitation und/oder zur Regeneration. Genutzt wird vor allem der Temperaturreiz des Wassers. So gehörten öffentliche Bäder schon bei Griechen und Römern zum Alltag.
Als tatsächliche Begründer der H. gelten der Arzt Théophile de Bordeu, in Deutschland die niederschlesischen Ärzte Siegmund Hahn (1664-1742) und vor allem sein Sohn Johann Siegmund Hahn (1696-1773), dessen Buch von 1738 der seinerzeitige Philosophie-Student Sebastian Kneipp (1821-1897) erst 1849 in der Münchener Hofbibliothek fand und daraus später mit Erfolg seine eigene Therapie entwickelte.

Zum entscheidenden Durchbruch verhalfen der H. in Deutschland auf praktischer Basis der Arzt Karl Friedrich Ferdinand Runge (1835-1882) in seiner Wasser-Heilanstalt in Nassau an der Lahn und in Österreich-Ungarn auf wissenschaftlich-theoretischer Grundlage der Kurarzt und Naturheilkundige Wilhelm Winternitz, der in Kaltenleutgeben bei Wien selbst eine Wasser-Heilanstalt besaß und als erster Mediziner im deutschsprachigen Raum 1899 einen Lehrstuhl für Hydrotherapie als ordentlicher Professor an der Universität Wien erhielt. In Danzig erreichte der Naturheilkundige Emil Hollmichel (1854-1945) mit hydrotherapeutischen Behandlungen nach Prießnitz große Resonanz bis 1945.
H. hilft bei Rheuma, Arthritis, akuten Entzündungen und Verstauchungen. Die Wirksamkeit der Bäder lässt sich darauf zurückführen, dass die Heilquellen reich an Natrium, Kalzium, Mineralien und Salzen sind. Jüngere Forschungen haben ergeben, dass diese Stoffe vom Körper auch durch die Haut aufgenommen werden.

Lit.: Averbeck, Hubertus: Von der Kaltwasserkur bis zur physikalischen Therapie: Betrachtungen zu Personen und zur Zeit der wichtigsten Entwicklungen im 19. Jahrhundert. Bremen: Europäischer Hochschulverlag, 2012.
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