Horapollon

Griech., latinisiert Horapollo, aus Horus und Apollon), Philosoph des 5./6.Jh. Unter dem gleichen Namen wird auch der Autor eines Werkes über ägyptische Hieroglyphen geführt, das als griechische Übersetzung eines Philippos unter der Bezeichnung Hieroglyphica überliefert ist und in das 5. Jh. datiert wird.
H. stammte aus Ägypten und lehrte in Alexandria Grammatik und Philosophie. 485 übersiedelte er nach Konstantinopel, wo er weiter lehrte und zum Christentum übertrat. Oft wird ihm die Autorschaft der Hieroglyphica zugeschrieben, doch ist dies nicht gesichert.
Der Text der Hieroglyphica besteht aus zwei Büchern mit insgesamt 189 Erklärungen der Hieroglyphen ‒ ursprünglich vermutlich in koptischer Sprache verfasst, jedoch nur in griechischer Übersetzung von einem gewissen Philippus bekannt. 1419 wurde das Werk von dem italienischen Kaufmann Cristoforo Buondelmonti auf der griechischen Insel Andros entdeckt, 1422 nach Florenz gebracht und 1505 im Originaltext – zusammen mit den Fabeln Aesops – veröffentlicht (heute in der Biblioteca Laurenziana, Plut. 69,27).

Der Humanist Willibald Pirckheimer beschäftigte sich eingehend mit den Hieroglyphica. 1514 folgte auf Wunsch Kaiser Maximilians I. eine lateinische Übersetzung von ihm, zu der Albrecht Dürer Illustrationen lieferte. Das Werk blieb aber ungedruckt, einige Seiten des Originalmanuskripts sind u.a. noch im Britischen Museum vorhanden.
Die Ägyptologen Baudouin Van de Walle und Joseph Vergote konnten in ihrer Ausgabe von 1943 den Nachweis erbringen, dass H. eine Vielzahl von echten Hieroglyphen tradiert hatte, wenngleich deren symbolische Ausdeutung an der semiotischen Eigenart der meisten von ihm dargestellten Hieroglyphen vorbeiging.
Der zweite Teil des zweiten Buches befasst sich mit Tiersymbolik und Allegorien, abgeleitet von Aristoteles, Älian, Plinius und Artemidor, und stellt vermutlich ein Anhängsel des griechischen Autors Philippos dar, der in der Einleitung behauptet, dieses Werk aus dem Ägyptischen (Koptischen) in das Griechische übersetzt zu haben.

Lit.: Weingärtner, Helge: Horapollo: zwei Bücher über die Hieroglyphen. In der lateinischen Übersetzung von Jean Mercier nach der Ausgabe Paris 1548. Hrsg. v. Thomas Specht. Kleine Reihe für Kunst, Kunstwissenschaft und Kultur. Bd. 3. Erlangen: Specht, 2005.
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