Hirsch

(Cervus spp.), eines der wichtigsten Schamanentiere und durch das Abwerfen und Wiedernachwachsen des Geweihs ein Sinnbild für den Kreislauf der Natur, wobei die Erneuerung des Geweihs auch mit dem Sprießen der Vegetation in Verbindung gebracht wurde. In Altchina war der Geweihträger Symbol der Morgensonne, in skandinavischen Felsbildern tritt er als Zugtier des Sonnenwagens hervor. Im Buddhismus ist ein goldener H. Symbol der Weisheit. Die solare Bedeutung kommt auch bei dem in Mythen und Märchen immer wieder auftauchenden „goldenen Geweih“ zum Ausdruck. In Griechenland war der H. dem Lichtgott Apollon und der Jagdgöttin Artemis geweiht. Die Legende vom hl. Eustachius bzw. hl. Hubertus, der bei einem von ihm verfolgten H. zwischen dem Geweih ein Kreuz „lichter denn die Sonne“ erblickte, gilt als Nachklang des alten indogermanischen Mythos vom Schuss auf den Sonnenhirsch.
Die Kelten kannten einen Gott mit Hirschgeweih (Cernunnos). Bei den Hethitern wurde der H. dem Jagd- und Glücksgott Rundas zugeordnet. Im Christentum ist er in Anlehnung an Psalm 42/43,2 ein Bild des nach Gott dürstenden Menschen. Als Schlangenvertilger im Physiologus steht er für Christus selbst, der den Teufel besiegt.

Lit.: Okladnikow, Aleksej Pawlowitsch: Der Hirsch mit dem goldenen Geweih: vorgeschichtliche Felsbilder Sibiriens. Wiesbaden: Brockhaus, 1972.
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