Hellpach, Willy Hugo

Pseud. Ernst Gystrow (* 26.02.1877 Oels/Schles.; † 06.07.1955 Heidelberg, Grabstätte auf dem dortigen Bergfriedhof), Mediziner, Psychologe, Politiker, Konfession: A.B.
In Landeshut, im schlesisclıen Riesengebirge, nach Absolvierung des dortigen Realgymnasiums ab 1895/96 Studium der Medizin und Psychologie an der Universität Greifswald und anschließend an der Universität Leipzig, dort Schüler von Wilhelm Wundt, bei dem er mit der Dissertation „Die Farbenwahrnehmung im indirekten Sehen“ 1900 zum Dr.phil. promovierte. 1903 promovierte H. zum Dr. med. mit der Dissertation „Analytische Untersuchung zur Psychologie der Hysterie“ (beim Heidelberger Psychiater und Neurologen Franz Nissl), 1906 erfolgte die Habilitation an der Universität Heidelberg („Grundgedanken zur Wissenschaftslehre der Psychopathologie“).
Ab 1904 wirkte H. in Karlsruhe als Nervenarzt und hielt Vorlesungen an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Während des Ersten Weltkriegs war er Lazarettarzt in Frankreich und Deutschland. 1920 wurde er ao. Prof für allgemeine und angewandte Psychologie an der TH Karlsruhe u. Leiter des Instituts für Sozialpsychologie. 1926 erhielt er die Be- rufung als ordentlicher Honorarprofessor mit Lehrauftrag für allgemeine und angewandte Psychologie an die Universität Heidelberg. 1949 erfolgte seine Berufung zum ao. Prof. für Psychologie und Soziologie der TH Karlsruhe. In der Folge zahlreiche Ehrungen (1953 Verleihung der Paracelsus-Medaille).

W.: Psychologie und Nervenheilkunde (Philosophische Studien; 19). Leipzig, 1902, S. 192-242, Analytische Untersuchungen zur Psychologie der Hysterie. Dessau, 1903 (zugl. Diss. in Heidelberg, Dr. med.); Grundlinien einer Psychologie der Hysterie. Leipzig, 1904; Nervenleben und Weltanschauung: ihre Wechselbeziehungen im deutschen Leben und heute (Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens). Wiesbaden, 1906; Grundgedanken zur Wissenschaftslehre der Psychopathologie, in: Archiv für die gesamte Psychologie 7 (1906), S. 143-226 (zugl. Habil- Schr.); Die geopsychischen Erscheinungen. Leipzig, 1917; Schöpferische Unvernunft? Rolle und Grenze des Irrationalen in der Wissenschaft (Wissenschaft und Zeitgeist; 7). Leipzig, 1937; Geopsyche. Leipzig, 1939.
Lit.: Heidbrink, Horst u.a.: Die vielen Gesichter des Willy Hellpach: eine quantitative Werkanalyse, in: Willy Hellpach. Beiträge zu Werk und Biographie (Beiträge zıır Geschichte der Psychologie; I), hrsg. v. W. Stallmeister/E.E. Lück. Frankfurt/M. u.a., 1991, S. 122-142; Lück, Helmut E.: Willy Hellpach: Geopsyche, Völker- und Sozialpsychologie in historischem Kontext, in: Wegbereiter der Psychologie: der geisteswissenschaftliche Zugang. Von Leibniz bis Foucault, hrsg. v. G. Jüttemann. Weinheim, 1995, S. 263-272.
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