Heinrich Seuse

(* 21.03.1295 oder 1297 Konstanz oder Überlingen; † 25.01.1366 Ulm), auch Heinrich (von) Suso, Heinrich Seuß oder (weniger gebräuchlich) Heinrich von Berg, auch „Amandus“, mittelalterlicher Mystiker und Dominikaner, der in Konstanz und Ulm, am Oberrhein und in der Schweiz wirkte; wird als Seliger verehrt.
S. trat mit 13 Jahren in den Domikanerorden in Konstanz ein und nannte sich von da an nach seiner Mutter, einer geborenen von Seusen. Der Name Seuse bedeutet wörtlich „der Süße“.
Bei seinen mehrjährigen Studien in Philosophie und Theologie zeigte sich S. so begabt, dass er 1323/24 zum Studium Generale seines Ordens nach Köln geschickt wurde, wo er zum engsten Schülerkreis Meister Eckharts gehörte. Als 1326/7 in Köln bereits der HäresieProzess gegen Eckhart im Gange war, kehrte S. als Lektor nach Konstanz zurück, durfte dort aber, aufgrund von Häresieverdächtigungen im Umfeld des Eckhart-Prozesses, von 1329 bis 1334 seine Lehrtätigkeit nicht ausüben.
S. widmete sich daraufhin der Seelsorge. Als im Konflikt zwischen Papsttum und Kaiser Ludwig dem Bayern die papstreuen Dominikaner Konstanz verlassen mussten (1338–1346), ging auch Seuse ins Exil. 1348/49 wurde er dann aufgrund einer Verleumdung nach Ulm strafversetzt, wo er trotz Rehabilitierung bis zu seinem Lebensende am 25. Januar 1366 blieb.
Seine Verehrung hielt auch über seinen Tod hinaus die Jahrhunderte hindurch an, sodass er ohne einen formalen Seligsprechungsprozess 1831 von Papst Gregor XVI. „per viam cultus“ (d.h. aufgrund fortdauernder kultischer Verehrung) seliggesprochen wurde, mit dem Gedenktag am 25. Januar, im deutschen Sprachgebiet verlegt auf den 23. Januar.
Das geistige Vermächtnis von S. ist konzentriert im Exemplar, einem „Musterbuch“, in dem er seine Schriften zu einem „geistlichen Weg“ ganz eigener Art werden lässt. Diese vierteilige Werkausgabe beginnt mit seiner Vita, als Diener der ewigen Weisheit, gefolgt vom Büchlein der ewigen Weisheit und dem Büchlein der Wahrheit und endet mit dem Briefbüchlein. Die von S. selbst angefertigten Bildtafeln (in den meisten Handschriften zwölf) mit erklärenden Schriftbändern sollen die Texte veranschaulichen.

Handschriften: Horologium sapientiae – MS-B-152. Düsseldorf: Kreuzherrenkonvent, um 1450-1460 (Digitalisat); Horologium sapientiae (mndl.) – MS-B-144. Marienfrede: Kreuzherrenkonvent, 1474 (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf); Büchlein der ewigen Weisheit, 11., 12., 13. 15. und 21. Kapitel, in: Sammelhandschrift 15. Jahrhundert. Kantonsbibliothek Thurgau Y 80, p. 203ra-219ra. Digitalisat; Handschriften in Schweizer Bibliotheken.
W.: Horologium aeternae sapientiae. Köln: Cornelius von Zierickzee, 1509 (Digitalisat); Heinrich Seuse. Deutsche Schriften. Hrsg. v. Karl Bihlmeyer. Stuttgart, 1907.
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