Heilpflanzen

Nutzpflanzen, die als Arzneipflanzen zur Linderung oder Heilung von Krankheiten innerlich oder äußerlich angewendet werden. H. können als Rohstoffe für Phytopharmaka in unterschiedlichen Formen, aber auch für Teezubereitungen, Badezusätze und Kosmetika verwendet werden. Für krautige H. ist die Bezeichnung Heilkräuter üblich. Manche H. können zugleich auch Giftpflanzen sein.
Die Nutzung von Pflanzen als H. lässt sich bereits in frühen babylonischen, altägyptischen, indischen (Hymnen des Rig Veda) und chinesischen Texten nachweisen, ebenso der Anbau von Heilkräutern. Das bekannteste Zeugnis eines solchen Bemühens um H. ist der im 16. Jh. v. Chr. in Ägypten verfasste Papyrus Ebers.

Bei den Griechen stellte nach den mehr philosophischen Erwägungen rund um H. Dioskurides in seiner um das Jahr 60 entstandenen Materia medica den Nutzen und die genaue Beschreibung der Pflanzen in den Vordergrund und bietet mit seinem ca. 512 verfassten Manuskript die erste noch erhaltene abendländische Abhandlung über H.
Im Mittelalter erfolgten Anbau, Beschreibung und Anwendung von H. vor allem durch die Mönche mit ihrer Klostermedizin. Zudem finden sich Hinweise in den Medizinbüchern des Orients, etwa bei Ibn Sina (Avicenna) um 100 n. Chr. Der Arzt Abu Muhammad ibn al-Baitar beschrieb um 1230 im Kitab al-gami über 1400 pflanzliche Heilmittel und ihre Rezepturen. Von Paracelsus (1493-1541) stammt der Ausspruch: „Alle Dinge sind Gift und nichts ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.1543 veröffentlichte Leonhard Fuchs, der Begründer der modernen Botanik, mit dem mit zahlreichen Abbildungen versehenen New Kreüterbuch eines der wichtigsten Kräuterbücher in deutscher Sprache mit Beschreibung der Wirkung.
Zu den Wegbereitern der modernen Phytotherapie gehören die Bücher des Schweizer „Kräuterpfarrers“ Johann Künzle (1857-1945) und von Rudolf Fritz Weiss (1895-1991), dem Begründer der wissenschaftlichen Pflanzenheilkunde.

Lit.: Fuchs, Leonhart/Füllmaurer, Heinrich/Meyer, AlbrechtNew Kreüterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt vnd zeit der wachsung, natur, krafft vnd würckung, des meysten theyls der Kreüter so in Teütschen vnnd andern Landen wachsen, mit dem besten vleiß beschrieben, sonder auch aller derselben wurtzel, stengel, bletter, blumen, samen, frücht, vnd in summa die gantze gestalt, allso artlich vnd kunstlich abgebildet vnd contrafayt ist, das deßgleichen vormals nie gesehen, noch an tag kom[m]en; u.a. Basell: Isingrin, 1543; Chevallier, Andrew: Die BLV-Enzyklopädie der Heilpflanzen: über 550 Heilpflanzen, ihre medizinische Wirkung und Anwendung. München: BLV, 2. Aufl. 2000; Mayer-Nicolai, Christine: Arzneipflanzenindikationen gestern und heute: Hildegard von Bingen, Leonhart Fuchs und Hagers Handbuch im Vergleich. Baden-Baden, 2010 (= DWV-Schriften zur Medizingeschichte; 9); zugleich Mathematisch-naturwissenschaftliche Diss. Würzburg, 2009; Wenigmann, Margret: Phytotherapie: Arzneipflanzen, Wirkstoffe, Anwendung. München: Elsevier, 2017.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.