Heilkraft der Natur

Lat. vis medicatrix naturae, der Ausdruck wird Hippokrates zugeschrieben, wenngleich er in seinen Schriften formell nicht vorkommt, wohl aber inhaltlich. Nach Hippokrates sucht der Organismus bei Verletzungen oder Krankheit, sich durch seine natürliche Kraft selbst zu heilen, weshalb es Aufgabe des Arztes sei, die natürlichen Heikräfte des Körpers in ihrer Wirkform zu beobachten und Hindernisse zu beheben.
Diese Vorstellung wurde dann in der Renaissance von Paracelsus durch die Vorstellung vom inneren Balsam und in der Neuzeit von Thomas Sydenham, der Fieber als Heilkraft der Natur bezeichnete, aufgegriffen.

Im 19. Jh. verstand man vis medicatrix naturae als Vitalismus, der zur gedanklichen Grundlage von Homöopathie, Chiropraktik, Osteopathie und Naturopathie wurde. In diesem Zusammenhang steht auch der von Walter Cannon erstellte Begriff der Homöostase.
In der gegenwärtigen Evolutionsmedizin spricht man bei Fieber, Entzündung, Krankheitsverhalten und Morgenkrankheit als Anpassungformen von Darwinischer medicatrix naturae, um selektive Ansätze zu schützen, zu heilen oder den verletzten Körper wiederherzustellen.

Lit.: Cross, S.T./Albury W.R.: Walter B. Cannon, L.J. Henderson, and the Organic Analogy. Osiris 3 (1987), 165-192, hier: 175; Hiroshi, H.: On Vis medicatrix naturae and Hippocratic Idea of Physis. Memoirs of School of Health Sciences, Faculty of Medicine, Kanazawa University (1998) 22, 45-54.
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