Heiliger Narr

(Tib. smyon pa), „Ver-rückter“, eine Klasse lamaistischer Heiliger, die durch ihre unkonventionellen, an ihrem spontanen spirituellen Seinserlebnis orientierten Handlungen hervorstechen und durch ihre scheinbare moralische Disziplinlosigkeit sexuelle Ausschweifungen sowie Übetretung gesellschaftlicher und religiöser Konventionen starre, überkommene Wertvorstellungen, heuchlerische Moral und klösterliche institutionalisierte, lebensferne Gelehrtheit zu enttarnen suchen. Das schelmenhafte Treiben der H. N. wurzelt in ihrer yogihaften Zurückgezogenheit und durch tantrische Meditationspraktiken erworbenen unmittelbaren Einsicht in die Natur der Wirklichkeit, die einziger Maßstab ihres Handelns ist und sie befähigt, Leidenschaften als Mittel zur eigenen Überwindung zu nutzen.
Die berühmtesten H. N. sind Drugpa Künleg,Tsangmyön Heruka (1452-1507) und Ümyön Künga Sangpo (1458-1532).

Lit.: Notz, Klaus-Josef: Das Lexikon des Buddhimus, Bd. 1. A-M: Grundbegriffe, Traditionen, Praxis. Freiburg i.Br.: Herder/Spektrum, 1998.
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