Heiligenschein

Oder Aureola Sanctorum (lat. aureola, Aureole, Gloriole, Nimbus, Strahlenschein, Wolke), Lichterscheinung um den Kopf oder den ganzen Körper. In der Kunst ist der Nimbus ein Symbol für Mächtige, Erleuchtete, Heilige oder Götter. Bereits in der antiken Kunst symbolisierte er die Macht oder das Göttliche und wurde so auch den Darstellungen verschiedener Gottheiten beigegeben. Zum Teil sind auch römische Kaiser auf ihren Münzen mit Nimbus abgebildet, ebenso Sonnengötter wie z.B. Mithras und Helios. Hier ist die Aureole offenbar ein Symbol für die strahlende Sonne, die diese Götter sinnbildlich verkörperten.
Im Zoroastrismus symbolisiert der Strahlenschein das heilige Licht oder die heilige Flamme.
In der christlichen Kunst wurde die Aureole ab dem 2. Jh. zuerst Jesus Christus und den Päpsten, dann dem Dreifaltigen Gott und den Engeln, später der Gottesmutter Maria und schließlich den Heiligen gegeben. Die Form des Kreuznimbus bleibt hingegen der göttlichen Dreifaltigkeit vorbehalten, also Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist.
Im Heiligen Römischen Reich des Mittelalters zierten die antiken und christlichen Symboliken des Nimbus den einfachen Adler (römisch-deutscher König) und den Doppeladler (römisch-deutscher Kaiser). Hier finden sich bereits spät-oströmische Darstellungen des nimbierten Adlers (siehe Locumtenenstaler und Lichttaler). Heute wird das Wort „Nimbus“ gerne als sprachliches Bild verwendet, ohne dass damit die bildliche Vorstellung verbunden ist.
In der christlichen Mystik hat sich aus der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor, wie sie im Neuen Testament berichtet wird und von den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes beobachtet wurde, die besondere Lehre des Taborlichts entwickelt.
Im Buddhismus finden sich die ersten Kopfaureolen in der Kunst des 1. oder 2. Jahrhunderts, insbesondere in der unter hellenistischem Einfluss stehenden Kunst Gandharas. Im schiitischen Islam wird vor allem Ali ibn Abi Talib, der Schwiegersohn Mohammeds, mit Nimbus dargestellt. Ab 1580 hielt die Nimbus-Darstellung auch in der indischen Mogulmalerei für bedeutende Persönlichkeiten und Herrscher Einzug.

Lit.: Beda venerabilis: De tabern. 1, 6 (PL91, 408-411); Gascoigne, Bamber: Die Großmoguln: Glanz und Größe mohammedanischer Fürsten in Indien. Sonderausgabe. Gütersloh: Prisma-Verlag, 1987; Warland, Rainer: Nimbus, in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 25. Stuttgart: Hiersemann, 2013.
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