Heiligenakten der Bollandisten

Société des Bollandistes, Arbeitsgruppe, die Biografien der Heiligen der römisch-katholischen Kirche in kritischen Ausgaben auf handschriftlicher Grundlage zusammenstellt und mit historisch-kritischem Kommentar in den Acta Sanctorum veröffentlicht.
Die erste Zusammenstellung dieser neuen Heiligenleben legte1603 der Jesuit Heribert Rosweyde aus Utrecht (1569-1629) für die Kalendertage des ganzen Jahres vor. Große Förderer dieses Vorhabens waren Baron Heinrich Julius von Blum und der Hagiograph, Theologe und Jesuit Johannes Bolland (1596-1665), der zum nachträglichen Namensgeber der Gruppe wurde. Bolland selbst konnte schon 1643 die ersten beiden Bände des Monumentalwerkes Acta Sanctorum vorlegen. Sein Ziel war es, die hagiographische Überlieferung durch text- und überlieferungskritische Aufarbeitung vor pauschaler Verwerfung durch den Protestantismus und den rationalistischen Zeitgeist in Schutz zu nehmen. Es sollte dies eine Arbeit über Jahrhunderte werden.
So ist die in Brüssel ansässige Société des Bollandistes bis heute Herausgeberin der Reihen Subsidia Hagiographica (2010 erschien Band 90 in italienischer Sprache). Sie liefert auch die unentbehrlichen bibliografischen Hilfsmittel der Bibliotheca hagiographica Latina (Subs. Hag. 6, 1898-1901; 70, 1986), der Bibliotheca hagiographica Graeca (Subs. Hag., 8a, 1957; 65, 1984), der Bibliotheca Hagiographica Orientalis (Subs. Hag. 10) mit wichtigen Handschriftenverzeichnissen sowie des Tabularium Hagiographicum (Briefeditionen) und der Zeitschrift Analecta Bollandiana.
Aus paranormologischer Sicht sind vor allem die in der Sammlung enthaltenen Berichte über Wunder, Visionen, Ekstasen u. dgl. von Bedeutung.
Neu sind die elektronische Datenbank Bibliotheca Hagiographica Latina manuscripta (BHLms) sowie die Acta Sanctorum Database, durch die das monumentale Corpus online als Volltext zur Verfügung steht.

Lit.: Badea, Andreea: (Heiligen-)Geschichte als Streitfall. Die ‚Acta Sanctorum‘ und Mabillons ‚Epistola de cultu sanctorum ignotorum‘ und die römische Zensur, in: Thomas Wallnig/Thomas Stockinger/Ines Peper/Patrick Fiska (Hrsg.): Europäische Geschichtskulturen um 1700 zwischen Gelehrsamkeit, Politik und Konfession. Berlin: de Gruyter, 2012.

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