Heilige Bäume

Bäume waren seit jeher ein Symbol für den ewigen Kreislauf des Lebens. Weltweit verehrten Menschen Bäume als heilig, und so haben Bäume auch in den großen Weltreligionen eine besondere Bedeutung, wie der immergrüne Weihnachtsbaum, um das Leben im neuen Jahr zu begrüßen.
In allen alten Kulturen von China über Mesopotamien, dem vorderen Orient, Indien, Kreta bis hin zu den Kelten und Germanen prägten Bäume die Geisteshaltung der Menschen.
Steinzeitjäger ritzten vor 50.000 oder 60.000 Jahren im Höhlenlabyrinth von La Pileta im Süden Spaniens den Weltenbaum in den Fels. Bei Kelten, Germanen und anderen Kulturen der europäischen Bronze- und Eisenzeit sahen die Menschen unterschiedliche Wesenheiten in Eiben, Buchen, Eichen oder der Hasel. Jeder Baum hatte seine eigene Energie, seine eigene Wesenheit.
Den Lebensbaum mit sechs Ästen am Stamm, das uralte Symbol der Menschheit, gestalteten die Menschen im Judentum schließlich zum Baum des Lichts um. Als siebenarmiger Leuchter Menora erhellt er die Woche von Sabbat zu Sabbat.
Doch scheint kaum eine Religion so mit dem Baum verbunden wie das Christentum. Jesus Christus am Kreuz symbolisiert in der christlichen Religion fortan den Weltenbaum, den Kreislauf des Lebens. Um an das Sterben, die Auferstehung und das ewige Leben nach der Kreuzigung Jesu zu erinnern, schneiden Christen auch im 21. Jahrhundert am Palmsonntag einen Palmzweig oder einen immergrünen Zweig des Buchsbaums ab und bewahren ihn zum Schutz von Heim und Leben ein Jahr lang auf.
In Indien werden vielerorts h. B. verehrt. Der heiligste Baum ist für die Buddhisten der Bodhibaum (ficus religiosa) von Bodhgaya, weil Buddha unter diesem Baum die Erleuchtung erlangt haben soll.
Im islamischen Paradies wiederum wachse ein riesiger Baum mit köstlichen Früchten, aus dessen Wurzeln Flüsse aus Wasser, Milch und Honig entspringen sollen.

Lit.: Lundgreen, Fritz: Heilige Bäume im Alten Testament: Programmabhandlung Ostern 1908. Leipzig: Drugulin, 1908; Ehmer, Manfred: Heilige Bäume: Baumkulte im Alten Europa. Hamburg: tredition, 2019.