Hatra

(Arab. al-Ḥaḍr), in der Antike die Hauptstadt eines mesopotamischen Kleinfürstentums im Machtbereich des Steppenvolkes der Parther. Aufgrund seiner vielen Denkmäler war H. einer der aussagekräftigsten Fundorte der Partherzeit und ist dies bis heute. Archäologen stoßen immer wieder auf edle Schmuckstücke und prachtvoll gewandete Götterstatuen. 1985 wurde es zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Ruinen der Stadt liegen im heutigen Irak. 2015 wurde H., das Zentrum des Sonnengottes Schamasch, ebenso wie Palmyra von Islamisten zu großen Teilen zerstört. In der Ideologie des IS gelten Tempel, Statuen und Abbildungen als Abgötterei, die ihrer Auffassung nach nicht mit dem Islam vereinbar sei. H. wurde daraufhin von der UNESCO in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen. Im Frühjahr 2017 zogen sich die Islamisten nach heftigen Kämpfen aus der Stadt zurück.
Da Schamasch auch der Gott der Orakel war, wäre es denkbar, dass H. auch ein wichtiges religiöses Zentrum und eine Stätte der Weissagung war.

Lit: Beyer, Klaus: Die aramäischen Inschriften aus Assur, Hatra und dem übrigen Ostmesopotamien (datiert 44 v. Chr. bis 238 n. Chr.). Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1998; Sommer, Michael: Hatra: Geschichte und Kultur einer Karawanenstadt im römisch-parthischen Mesopotamien. Mainz: Verlag Philip von Zabern, 2003.
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