Hase

(Lat. lepus), Säugetierfamilie aus der Ordnung der Hasenartigen (Lagomorpha), in Mitteleuropa, Vorderasien und Südafrika in der Kultursteppe und im Wald verbreitet. Zu den rund 55 Arten zählen u.a. der Feldhase und das Wildkaninchen bzw. dessen Zuchtformen, die Hauskaninchen.
Der H. hat in vielen Traditionen eine besondere Bedeutung. In Ägypten galt er als Attribut der Gaugöttin Unut, bei den Hethitern war er der Schutzgottheit für König und Reich zugeordnet. Wegen seiner Fruchtbarkeit ist der H. Symbol des Lebens und war Opfertier der Liebesgöttin Aphrodite. Als Nachttier wird er zum lunaren Symbol. So sitzt er beispielsweise in chinesischen Märchen auf dem Mond und bereitet das Lebenselexier. Der Codex Borgia, eine präkolumbianische Bildhandschrift, zeigt ihn in einer mit Lebenswasser gefüllten Mondsichel.

Religionsgeschichtlich ist der H. zudem (bei den Indianern) als Totem von Bedeutung, als mythisches, magisches, dämonisches Seelen-, Opfer- und Orakeltier. Seine angebliche Fähigkeit, mit offenen Augen schlafen zu können, ließ ihn zu einem Symbol der Wachsamkeit werden. Wegen seiner Schnelligkeit erscheint er auch als Sinnbild der rasch dahineilenden Lebenszeit.
Ambrosius verstand den H.n und seine mit der Jahreszeit wechselnde Färbung als Symbol der Auferstehung; der gleiche Gedanke findet sich beim „eierlegenden“ Osterhasen mit der vorchristlichen Fruchtbarkeitssymbolik vereint. Bei Marienbildern ist der H. als Anspielung auf die gesegnete Fruchtbarkeit zu verstehen.
Im Volksmund wurde das schwächliche, gehetzte Tier zu einem Bild der Furchtsamkeit, daher der Begriff „Hasenfuß“.

Lit.: Lurker, Manfred: Wörterbuch der Symbolik. Stuttgart: Kröner, 1991; Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Hg. v. Hubert Cancik u. Helmuth Schneider, Bd. 5. Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler, 1998.
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