Harmonie/Harmonik

Seit den Griechen ein Universalbegriff der abenländischen Geistesgeschichte (harmonia, Fügung, Bund, Ordnung und Schönheit), Kernbedeutung: Vereinigung von Entgegengesetztem zu einem geordneten Ganzen. Dieses Prinzip, mitgeprägt durch die dualistische Vorstellung, nach der die Welt, durch das Wirken zweier gegensätzlicher Urkräfte entstanden ist und erhalten wird, ist nahezu allen Kulturvölkern der alten Welt bekannt und wird durch Mythen, Allegorien und Symbole erklärt. Eines dieser Symbole ist der in sich geschlossene, nach allen Seiten gerundete Kreis, in dem alle Gegensätze harmonisch verbunden sind, wie im chinesischen Yin-Yang-Zeichen und den vielen Weltbildern zum symbolischen Ausdruck der Kosmischen Harmonie.
Im griechischen Mythos gilt H. als Tochter des Kriegsgottes Ares und der Liebesgöttin Aphrodite (Mars und Venus im römischen Mythos). Seit Platon dient H. als Ausdruck der Wohlgeordnetheit von Kosmos und Psyche (Tim. 47/90). Nach Platon ist H. zusammen mit Logos und Rhythmik Teildisziplin der musiké (Dichtung, Musik, Tanz), deren Gefüge die Staatsordnung kann. Bei den Pythagoreern umfasst die harmonische Zahlenordnung zudem sowohl die irdischen Verhältnisse (Mikrokosmos) als auch die des gesamten Weltalls (Makrokosmos).
Die Ordnungsprinzipien im Universum und die H. zwischen Leib und Seele gehören mit der musica instrumentalis zur Dreigliederung der ars musica im Mittelalter. Seit Boethius wird H. mit musica gleichgesetzt, was bis in das 20 Jh. (Busoni, Strawinski) erhalten bleibt.
Urbild aller H., nach dem Gott die Welt geschaffen hat, ist die H. im Ideenbereich.

Lit.: Lurker, Manfred: Wörterbuch der Symbolik. Stuttgart: Kröner, 1991; Metzler Philosophie Lexikon: Begriffe und Definitionen. Hrsg. von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkhard. Stuttgart: Verlag J.B. Metzler, 1996.