Guna

(Skrt., „Grundeigenschaft“). Alle Objekte der Erscheinungswelt (Prakriti) bestehen in ihrer Struktur aus den drei Gunas Sattva, Rajas und Tamas.
Als Eigenschaften der Māyā, der Kraft Brahmans, sind die Trigunas von Brahman abhängig, verhüllen aber dessen Wirklichkeit. Befinden sich die G.s in vollkommenem Gleichgewicht, so tritt nichts in Erscheinung. Bei einer Störung des Gleichgewichts tritt die Schöpfung in Erscheinung. In der physikalischen Welt verkörpert Sattva das Reine und Feine (z.B. das Sonnenlicht), Rajas die Aktivität (z.B. einen Vulkan), Tamas die Schwere und Unbeweglichkeit (z.B. einen Grantiblock).
Bei den Individuen beeinflussen sich die G.s gegenseitig, um die Geisteskräfte zu schaffen: Die erste ist der Intellekt (Buddhi), der die ursprüngliche Überlegenheit des Sattva enthält. Das Ego und schließlich die Sinnesorgane entstehen dann durch ständige Wechselwirkung mit dem G. der Energie (Rajas) und dem G. der Trägheit (Tamas). Ein Vorherrschen der Tamas bringt die materielle Welt hervor. Zuerst bilden sich die feinstofflichen Elemente und aus diesen dann nach dem Wechselspiel der drei G.s die grobstofflichen Elemente. Die Reabsorption der materiellen Welt findet statt, wenn der Purusha sich von der Prakriti und den drei G.s absondert und das ursprüngliche Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Beim Individuum beginnt dann der Prozess der Befreiung (Kaivalya).
Das Bemühen des Yogin besteht darin, das ursprüngliche Vorherrschen von Sattva zu verkörpern und so zum attributslosen Purusha-Zustand zu gelangen.

Lit.: Lexikon der östlichen Weisheitslehren. Bern: Scherz, 1986; Bowker, John (Hrsg.): Das Oxford-Lexikon der Weltreligionen. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1999.
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