Guigo II.

Auch Guigo der Kartäuser (* vor 1174; † 06.04.1193), Mönch in der Großen Kartause drei Kilometer nordwestlich des Dorfes Saint-Pierre-de-Chartreuse im französischen Département Isère.
Im Jahr 1174 wurde G. zum Prior der Großen Kartause gewählt, legte sein Amt jedoch bereits 1180 nieder. Am 6. April 1193 starb er im Ruf der Heiligkeit. Nach seinem Tod soll er mehrere Wunder gewirkt und dadurch Pilger zur Kartause geführt haben. Zur Gewährleistung der klösterlichen Ruhe soll ihm der damalige Prior Jancelinus untersagt haben, weitere Wunder zu wirken. Nähere Einzelheiten zum Leben von G. liegen im Dunkeln.
Bekannt blieb er jedoch durch seine Schrift Scala claustralium, in der er die im Mönchtum weit verbreitete Gebetsmethode der lectio divina beschreibt. Diese umfasst vier Stufen: Lesung, Meditation, Gebet und Betrachtung. Die Scala wird als die erste methodische Beschreibung des Gebets in der mystischen Tradition bezeichnet. G. gilt zudem als der erste Schriftsteller in der westlichen Tradition, der die Stufen des Gebets als Leiter beschreibt, die näher zur mystischen Einheit mit Gott führt. Die Scala gehörte zu den am meisten verbreiteten spirituellen Schriften des Mittelalters. Mehr als hundert Manskripte sind noch vorhanden.
Darüber hinaus verfasste G. auch 12 Meditationen, die allerdings weniger bekannt wurden.

W.: Guigo der Kartäuser: Scala Claustralium – Die Leiter der Mönche zu Gott: eine Hinführung zur Lectio divina. Übers. und eingel. von Daniel Tibi. Nordhausen: Verlag Traugott Bautz, 2008.
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