Gallus

Lat., der Gallier; volksetymologisch Hahn; * um 550 in Irland oder nach neueren Forschungen im Raum Vogesen/Elsass; † 16.10.640, nach anderen Quellen 620 oder zwischen 646 und 650, in Arbon, Schweiz; hl. (Fest 16. Oktober).
G. war Wandermönch und Missionar sowie Begleiter des hl. Columban und wirkte vor allem im Bodenseeraum. Nach einem angeblichen Zerwürfnis mit Columban, da er nicht wegziehen wollte, belegte ihn dieser mit einem Messverbot auf Lebenszeit. G. lebte fortan als Eremit. Anlässlich einer neuerlichen Begegnung mit Columban sei die Suspension aufgehoben worden. G. starb hochbetagt, an seinem Grab bildete sich eine lokale Wallfahrt.
719 gründete der spätere hl. Otmar zu seinen Ehren am Wallfahrtsort eine Benediktinerabtei und gab ihr den Namen St. Gallen. Sie wurde zu einem Wallfahrtsort und einer Zufluchtstätte für irische Gelehrte und Künstler, die in ihrer Heimat von den Dänen und Wikingern verfolgt wurden. G. ist zusammen mit Otmar Schutzpatron von Stadt und Bistum St. Gallen.
Um 1350 wurde das Haupt des hl. Gallus nach Prag überführt, wo es in der gleichnamigen Kirche (Kostel sv. Havla) in der Prager Altstadt als Reliquie aufbewahrt wird.
G. war auch heilkundig. Aus einem nach ihm benannten Brunnen in Waltmansweiler konnten Menschen, die an Ruhr erkrankt waren, ihre Chancen auf Heilung ablesen. Blieb das Wasser klar, wenn der Kranke hineinschaute, war dies ein gutes Zeichen; war das Wasser trüb, bedeutete es das Gegenteil. Zudem gab G. Anweisungen zur Dämonenabwehr.

Lit.: Baer, Raphael (Hrsg.): Der heilige Gallus. Lebensbeschreibung nach der lateinischen Vita sancti Galli (Geistiges Erbe Schweiz, Band 4). Niederuzwil: Verlag Bär, 2011.

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