Galenos von Pergamon

Altgr. Γαληνός, dt. Galen; * zwischen 128 und 131 Pergamon/Kleinasien; † zwischen 199 und 216 Rom), griechischer Arzt und Anatom, der vorwiegend in Rom tätig war und als einer der bedeutendsten Ärzte des Altertums gilt, dessen Lehre für 1500 Jahre die gesamte Heilkunde beherrschte.
G. studierte in der Nähe von Smyrna und ging mit 19 Jahren nach Alexandria in Ägypten, dem einzigen Ort, wo damals Humansektionen durchgeführt werden durften. In der berühmten Bibliothek von Alexandria fanden sich viele Schriften mit detaillierten Zeichnungen, die seine Ausbildung unterstützten. Heilkuren und Pflege fanden damals in einem sog. Asklepieion statt, wo sowohl Priester als auch ausgebildete Ärzte tätig waren.
158 kehrte G. nach Pergamon zurück, wo er eine eigene Praxis eröffnete und als Sport- und Wundarzt Gladiatoren betreute. Während der Olympischen Spiele versorgte er die Athleten und konnte so deren Verletzungen wissenschaftlich beschreiben.
Um 161/162 befand sich G. erneut in Rom, wo ihm die Heilung des Philosophen Eudemos von Pergamon eine Tätigkeit als Arzt der römischen Aristokratie einbrachte. Um 166 kehrte er nach Pergamon zurück und nahm seine Tätigkeit als Gladiatorenarzt wieder auf. 168 berief ihn Kaiser Marc Aurel nach Aquileia, wo unter den Soldaten angeblich die „Pest“ ausgebrochen war. Laut der präzisen Beschreibung durch G. handelte es sich jedoch eher um eine Pockenepidemie.
Ab 169 wurde G., dem Wunsch des Kaisers entsprechend, in Rom Leibarzt des Kaisersohnes Commodus, später vermutlich auch von Kaiser Septimius Severus. Leider wurde 192 bei einem Großbrand in Rom seine Bibliothek ein Raub der Flammen, was er in einem erst 2007 entdeckten Werk mit dem Titel Über die Unverdrossenheit beklagte. G. starb in Rom, das genaue Todesdatum steht nicht fest.
Die therapeutischen Erfolge des G. spiegeln sich auch in seinen Werken wider. Als sein medizinisches Hauptwerk gilt Methodus medendi, bestehend aus 14 Büchern und fußend auf der Vier-Elemente-Lehre. G. knüpfte jedoch auch an die schon ansatzweise entwickelte Vier-Säfte-Lehre der hippokratischen Medizin an und stellte damit Therapie und Pharmakologie auf eine systematische Basis. Bei der Diagnose von Krankheiten maß er der Untersuchung von Puls und Harn besonderen Wert bei.
Nach diesem Ansatz entwickelte G. ein eigenständiges pharmakotherapeutisches System, das er in einigen seiner Schriften darlegte, wie in De compositione medicamentorum in 17 und in De simplicium medicamentorum temperamentis et facultatibus in 11 Büchern.

W.: Claudii Galeni Opera omnia. I-XX. Hrsg. von Karl Gottlob Kühn. Leipzig, 1821-1833 (= Medicorum Graecorum opera quae exstant, 1-20; Digitalisate; Fichtner, Gerhard: Corpus Galenicum. Verzeichnis der galenischen und pseudogalenischen Schriften. Tübingen: Institut für Geschichte der Medizin, 1985 und 1997.

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