Ferrer, Vincent

(* 23.01.1350 Valencia/Spanien; 05.04.1419 Vannes, Bretagne/Frankreich), heilig, Dominikaner, gilt als einer der bedeutendsten Bußprediger und Thaumaturgen des Mittelalters, der großen Einfluss auf die kirchenpolitische Entwicklung seiner Zeit ausübte. Während des abendländischen Schismas (seit 1379) stand er zunächst auf der Seite und im Dienst des Gegenpapstes in Avignon, erkannte aber schließlich die Notwendigkeit von dessen Abdankung, um der Einheit der Kirche willen, die er dann taktisch geschickt mitgestaltete.
Als charismatischer Bußprediger, begleitet von Geißlerzügen, bereiste er Valencia, Katalonien, Frankreich und Italien. Die verschiedenen Abschriften seiner Predigten zeugen von seiner Volkstümlichkeit und seinen rhetorischen Fähigkeiten, doch geben sie nur einen unvollkommenen Eindruck von seiner tiefen Spiritualität wieder.
Der oftmals apokalyptisch inspirierte F. verachtete die frühhumanistischen Bestrebungen seiner Zeit und übte scharfe Kritik an der Einbeziehung antiker nicht-christlicher Autoren in den homiletischen Diskurs. Sein Ziel war es, die Christenheit zur Rückkehr zum unverfälschten evangelischen Geist zu bewegen. Zuweilen nannte er sich „Legat von Seiten Christi“. Sein großes Bemühen war die Erneuerung der Spiritualität als Voraussetzung für die institutionelle Erneuerung der Kirche.
F. hinterließ u.a. einen Traktat mit dem Titel De vita spirituali (Über das geistliche Leben) und Betrachtungen über das Leben Christi.

W.: Sermons / Sant Vincent Ferrer. A cura de Josep Sanchis Sivera. Barcelona: Barcino, 1971.
Lit.: De Garganta, J.M./ Forcada, V.: Biografia y escritos de S.V.F. Madrid, 1956.
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