Europa

Innerhalb des Griechischen konnte der Name als Kompositum aus eurýs, weit, breit, und óps, Sicht, Gesicht, aufgefasst werden, woraus sich die Bedeutungen „die mit der weiten Sicht“ oder „die Breitgesichtige“ ergäbe. Es ist jedoch unsicher, ob hinter E. eine vorgeschichtliche Mond- oder Erdgöttin steht. Auch die etymologische Ableitung von semit. ereb (dunkel), akkad. erebu (untergehen) oder phöniz. erob (Abend, Westen) ist nicht gesichert.
Nach der griechischen Mythologie war E. der Name einer phönikischen Abendgöttin, einer Tochter des Königs Agenor von Tyros und der Telephassa, Schwester von Kádmos, Kilix und Phönix. Als sie am Ufer von Sidon spielte, wurde sie von Zeus in der Gestalt eines weißen Stiers über das Meer nach Kreta entführt und zu seiner Geliebten gemacht. Die heilige Hochzeit (hieros gamos) der beiden wird mit einer heiligen Platane in Verbindung gebracht.
Der Stier (
Taurus) wurde als Sternbild und Tierkreiszeichen an den Himmel versetzt.
Sicher ist, dass nach E. der Erdteil Europa benannt ist.
Gemälde: Tizian (1560), P. Veronese (1580), Rembrandt (1632), Tiepolo (1696-1770).

Lit.: Bühler, Winfried: Europa: ein Überblick über die Zeugnisse des Mythos in der antiken Literatur und Kunst. München: Fink, 1968; Blickle, Peter (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Europas. 9 Bde. Stuttgart: Ulmer, 2000ff.; Schrötter, Hans Jörg: Kleines Europalexikon. Geschichte – Politik – Recht. München: C.H. Beck, 2016.
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