Auffassung, dass die Vorstellung von Göttern in Menschengestalt auf die Verehrung der Ahnen wirklicher Menschen zurückgehe, dass also die Götter ursprünglich Menschen waren. Diese Ansicht hat der griechische Philosoph Euhemeros von Messene in Sizilien (ca. 340-260 v. Chr.) in seiner verloren gegangenen „heiligen Schilderung“ vertreten. Auf seiner Reise im Indischen Ozean sei ihm eine Schrift gezeigt worden, die nach Angaben der Priester von den Taten der ältesten Inselkönige – Uranos, Kronos und Zeus – handelte, denen nach ihrem Tod aufgrund der großen Verdienste göttliche Ehren zuteil geworden seien. Euhemeros deutete alle Gottesnamen in diesem Sinne und berief sich dabei auf Einzelheiten in den Mythen und Kulten.
Auch die christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte folgten vielfach dem E. So meint etwa Tertullian, dass es den Heiden nicht möglich sei, zu leugnen, dass all ihre Götter Menschen waren.
In der germanischen Mythologie tritt der E. vor allem bei den christlichen skandinavischen Historikern und Mythographen auf, besonders dem Isländer Snorri Sturluson und dem Dänen Saxo Grammaticus.
Heute findet der E. kaum noch Anklang.
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