Etrusker

(Lat. Etrusci, Tusci, „Tusker“; gr. „Tyrsener“, „Tyrrhener“), veraltet auch Etrurier, antikes Volk in Etrurien, das im nördlichen Mittelitalien im Raum der heutigen Regionen Toskana, Umbrien und Latium lebte und laut Dionysios von Halikarnassos sich selbst Rasenna nannte. Herodot zufolge war Rasenna der legendäre Führer, der die Vorfahren der Etrusker aus Kleinasien nach Italien führte. Die etruskische Kultur ist in diesem Gebiet zwischen 800 v. Chr. und der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. nachweisbar. Nach der Eroberung durch die Römer (300 bis 90 v. Chr.) gingen die E. weitgehend in der Kultur des Römischen Reiches auf. Dabei übten sie mit ihrer Religion, die mit orientalischen und griechischen Elementen durchsetzt war, großen Einfluss auf die Religion der Römer aus. Berühmt waren die E. für sakrale „Disziplin“ mit bestimmten magischen Riten. Besonders entwickelt waren mantische Praktiken wie die Deutung von Blitzen und Wundererscheinungen sowie die Eingeweideschau (Bronzeleber von Piacenza). Auch pflegten sie Vorstellungen vom Leben nach dem Tod mit paradiesischen Wonnen und höllischen Qualen (Agramer Mumienbinde, vielleicht eine Art Totenbuch). Götter wurden gerne zu Dreiheiten zusammengefasst.
Einer der letzten römischen Kenner der etruskischen Kultur und Sprache war Kaiser Claudius. Vor seinem von ihm nie beabsichtigten Regierungsantritt verfasste er, seinen antiquarischen Interessen folgend, eine 20 Bücher umfassende Geschichte der Etrusker. Der Untergang dieses seines Hauptwerkes gehört zu den besonders beklagenswerten Verlusten der Überlieferung.

Lit.: Aigner-Foresti, Luciana: Die Etrusker und das frühe Rom. Darmstadt: Wiss. Buchges., 2003; Camporeale, Giovannangelo: Die Etrusker. Geschichte und Kultur. Düsseldorf: Artemis & Winkler, 2003; Cristofani, Mauro (Hrsg.): Die Etrusker. Geheimnisvolle Kultur im antiken Italien. Stuttgart: Belser, 2006.
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