Erfahrung, mystische

Vollzieht sich in einem Einheitserlebnis mit Gott bei völliger Ausschaltung der Sinneswahrnehmung und des reflexiven Denkens. Diese Erfahrung kann ohne Wort und Bild vor sich gehen, aber auch von Visionen und Erscheinungen begleitet sein, die nur der Mystiker sieht und versteht. Außenstehende können Ereignisse wie Ekstase, Stigmatisation, Elevation (körperliches Emporheben) und Levitation (körperliches Schweben) des Mystikers wahrnehmen, nicht jedoch sein inneres Erleben.
Die christliche Mystik geht von der Menschwerdung Jesu Christi aus. Dieser wirkt im Heiligen Geist in der Kirche. Der Auferstandene lebt verborgen im Herzen des Glaubenden. Der Weg dahin ist das Gebet als Selbstöffnung für das Geheimnis Gottes. Dabei ist echten Mystikern stets bewusst, dass ihr Erleben ein Gnadengeschenk ist, vor dem sie selbst sprachlos sind. Die Spannung von Nähe und Distanz des Mystikers zu Gott bleibt im irdischen Leben bestehen und ist sowohl leidvoll als auch beglückend, was Johannes vom Kreuz so
treffend zum Ausdruck bringt:
„Und weil nur so wenig fehlt und die Seele durch dieses Hindernis vom wirklichen Besitz der Seligkeit getrennt ist, so spricht sie in heftigem Sehnsuchtsdrang zur Flamme, d.h. zum Hl. Geiste, er möge doch ihr sterbliches Leben bei dieser süßen Begegnung beendigen und ihr wirklich einmal die volle und ganze Beseligung verleihen, die er ihr bei seiner Begegnung nur scheinbar gewähren und verleihen will“ (
Johannes vom Kreuz: Lebendige Liebesflamme, Bd. 3, S. 6-7).

Resch, Andreas: Mystik (Imago Mundi; 5). Innsbruck: Resch, 2. Aufl. 1984; ders.: Teresa von Ávila: Ordensgründerin, Mystikerin und Kirchenlehrerin. Zum 500. Geburtstag. Grenzgebiete der Wissenschaft 64 (2015) 4, 291-328.
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