Er

Unter dieser Bezeichnung beschließt Platon seinen Dialog Politeia mit dem Bericht über einen ehrenhaften Mann, „von Er, dem Sohne des Armenios, eines Pamphyliers von Geburt. Dieser war einst in einer Kriegsschlacht gefallen, und als nach zehn Tagen die Leichname bereits verwest aufgehoben wurden, ward er noch unversehrt gefunden, nach Hause gebracht, lebte er im Augenblicke seiner Bestattung am zwölften Tage auf dem Scheiterhaufen wieder auf, und nach seinem Wiederaufleben erzählte er die Dinge, die er im Jenseits gesehen habe. Er sprach aber wie folgt: Nachdem seine Seele aus ihm gefahren, sei er mit vielen anderen gewandelt, und sie seien an einen göttlichen Ort gekommen, wo in der Erde zwei nahe aneinander stoßende Öffnungen gewesen seien, und am Himmel gleichfalls oberhalb zwei andere ihnen gegenüber. Zwischen diesen Öffnungen seien nun Richter gesessen, diese hätten allemal, nachdem sie ihren Urteilsspruch getan, den Gerechten befohlen, den Weg rechts und durch den Himmel zu wandern, nach dem sie ihnen zuvor vorn ein Zeichen von beurteilten Taten angehängt, die Ungerechten aber hätten sie nach der Öffnung zur linken Hand, und zwar nach unten, verwiesen, und auch diese hätten ihre Zeichen, aber hinten, anhängen gehabt über alles das, was sie verübt hätten“ (Platon, Der Staat (10.614)).
Der Aufenthalt im Jenseits sei allerdings zeitlich begrenzt, da die Seelen auf die Erde zurückkehren, um dort ein neues Leben zu beginnen. Dabei seien sie für ihr irdisches Geschick
selbst verantwortlich, da sie bei der Wahl des neuen Körpers ihren Gewohnheiten und Neigungen folgen, die sie aus ihrem vorherigen Leben mitbringen.

Lit.: Loewenthal, Erich (Hrsg.): Platon. Sämtliche Werke in drei Bänden/M. e. bio-bibliograph. Bericht v. Bernd Henninger u. e. editorischen Nachw. v. Michael Assmann. Nachdr. d. 8., durchges. Aufl. d. Berliner Ausg. von 1940. Darmstadt: Wiss. Buchgem., 2004.
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