Ephräm der Syrer

(Ca. 306-09.06.373), Sohn einer christlichen Familie in Nisibis (heute Nusaybin). Durch seine Begabung weckte er die Aufmerksamkeit des Bischofs Jakob, der ihn zum Diakon weihte und zur Auslegung der Hl. Schrift an die neugegründete Schule in Nisibis berief. Als Nisibis 363 in die Hände der Perser fiel, floh E. nach Edessa, wo er in unermüdlicher Arbeit an der Exegetenschule und im Kampf gegen die Arianer die letzten Jahre seines Lebens verbrachte.
E. hinterließ ein umfangreiches Werk. Direkt Von ihm stammen jedoch nur die Schriften in syrischer Sprache. Grundlage seiner Schriften ist seine gute Kenntnis der gesamten Bibel, die er zumeist paraphrasierend zitiert. Die zeitgenössischen griechischen Theologen mit ihren Begriffen von Person, Wesen und Natur sind ihm weitgehend unbekannt.
In seinen exegetischen Schriften kommentiert E. die Bücher Genesis, Exodus, Josua, Richter, 1 Samuel, 2 Samuel, 1 Könige, 2 Könige, 1 Chronik, 2 Chronik und Ijob. Von diesen sind nur die ersten beiden auf Syrisch erhalten wie auch der Kommentar zur Evangelienharmonie, Diatessaron, während der Kommentar zur Apostelgeschichte und zu den Paulusbriefen, von denen der Dritte Korintherbrief von ihm für echt gehalten wird, nur in armenischer Übersetzung vorliegen. In seinen dogmatisch-polemischen Schriften bekämpft E. Bardesanes, Markion und Mani. Neben diesen Refutationes gilt von den Prosaschriften nur noch die Homilie über unseren Herrn als echt. Hinzu kommt, dass seine poetischen Schriften dank ihrer Lyrik oft abgeschrieben und ergänzt wurden.
Die Originalschriften von E. vermitteln jedoch nicht nur einen Einblick in seine Mystik und Theologie, sondern haben auch auf die Liturgie der orthodoxen Syrer und der orthodoxen Kirchen erheblichen Einfluss ausgeübt. Der besondere Reiz dieser Schriften ist die dichterische Erhabenheit mit der unerschöpflichen lyrischen Bildersprache.
Die Grundvoraussetzung für die wissenschaftliche Erschließung der Werke E.s schuf vor allem der Benediktiner Edmund Beck durch die Sichtung des gesamten Materials und der Edition der authentischen syrischen Texte.

Lit.: Des Heiligen Ephraem des Syrers Carmina Nisibensis, übersetzt von Edmund Beck in Corpus Scriptorum Christianorum Orientalum. Leuven: Peters Publishers, 1961; Brock, Sebastian (Hrsg.): Hymns on Paradise: St. Ephrem the Syrian. Crestwood, New York: St Vladimir’s Seminary Press, 1990.
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