Bezeichnung für das wissenschaftliche Bemühen, überlieferte Anschauungen von ihren angeblich mythischen Motiven zu lösen, um so zu ihrem historischen Gehalt und Hintergrund vorzudringen.
Der Begriff wurde 1941 von dem evangelischen Theologen Rudolf Bultmann (1884-1976) geprägt, um das mythologische Weltbild und die mythologischen Motive der Bibel als zeitbedingte Denk- und Redeweisen zu verstehen bzw. zu entfernen und in neuzeitliche Denk- und Redeweisen, insbesondere des Existentialismus, zu übersetzen.
Über die Theologie hinaus hat diese Vorstellung auch in der Philosophie eine umfangreiche Debatte über das Verhältnis von Mythos und Rationalität eingeleitet.
Das Grundproblem der E. besteht darin, dass der gewünschten Nacktheit der historischen Daten das Kleid des ursprünglichen Verständnisses verloren geht und durch ein zeitgeschichtliches ersetzt wird, das den ursprünglichen Inhalt nicht mehr wiedergibt, auf den es doch ankommt.
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