Auch Johannes genannt (* 08./11.04.1599 Braunschweig; † 20.02.1642 ebd.), Tuchmachergeselle, Mystiker und Prediger.
Als Sohn des Schneiders Jürgen Engelbrecht, der in Braunschweig das Bürgerrecht erlangte, wuchs Hans ohne besondere Schulbildung auf, begann eine Tuchmacherlehre und suchte in tiefem Trübsinn Trost im Kirchenbesuch. Nach einer Krankheit 1622 begann er visionäre Ideen zu verfolgen und gab an, nach seiner angeblichen „Wahrhaftige Gesicht und Geschicht vom Himmel und Hölle“ vom Tode auferstanden zu sein und eine Zeit lang im Himmel und in der Hölle verweilt zu haben.
Er erzählte es seiner Großmutter, die daraufhin seine angeblichen Erlebnisse weiterverbreitete. So entstand 1625 das Werk Wahrhaftige Gesicht und Geschicht vom Himmel und Hölle, worin seine Erlebnisse und Gefühle im Himmel und in der Hölle geschildert werden. Das Werk erlebte viele Neuauflagen. E. schreibt darin: „… er sei mit Christo und den Engeln Gottes bis dicht unter dem Himmel geschwebt, und habe da die Sonne in die eine, und den Mond in die andre Hand genommen, und am Himmel die Sterne gezählt.“
Die Geistlichkeit ließ ihn zunächst gewähren, verweigerte ihm aber, als er 1631 von der Wanderpredigt durch Niedersachsen und Holstein vorübergehend zurückkehrte, die Sakramentengemeinschaft. E. wollte neben dem kirchlichen Amt als Laienprediger wirken und vermied in der Predigt alles Enthusiastische. Dank seiner rhethorischen und seelsorglichen Gaben erhielt er starken Zulauf.
Seine mehrfach, zuletzt 1783 unter dem Titel Der teutsche Swedenburg, gesammelten Schriften enthalten genau beschriebene und allegorisch erklärte Gesichte, dienen aber vornehmlich einer praktischen, toleranten Frömmigkeit.
W.: Des frommen Braunschweigischen Tuchmachers Hans Engelbrechts, unter vielem inn- und äusseren Leiden geführter Lebens-Lauff: oder: dessen wunderbarer Beruff und nachdenkliche Reden …
– Der vom Tode erweckte Protestant: oder Des Einfältigen Bußpredigers Hans Engelbrechts von Braunschweig Schriften, mit einer allgemeinen Vorrede;
– Hans Engelbrechts von Braunschweig wunderbahrer Beruf und Lebens-Lauff: ausgezogen aus seinen im vorigen Saeculo gedruckten Schriften … Mit einem Anhang: von einem heiligen Bettler aus Tauleri Schriften gezogen;
– Der Teutsche Swedenburg: oder: Hans Engelbrechts außerordentliche Aussichten in die Ewigkeit; nebst deßen merkwürdigen Leben und sonderbaren Schriften; als ein Pendant zu Swedenburgs sämmtlichen Werken. Amsterdam: auf Kosten guter Freunde, 1783.
Lit.: Bautz, Friedrich Wilhelm: Engelbrecht, Hans, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Bd. 1. Hamm: Bautz, 1975; 2., unveränd. Aufl. Hamm 1990, Sp. 1512.