Engel

Griech. ángelos, „Bote“, „Abgesandter“; lat. angelus; hebr. akhim. Ganz allgemein ist der E. ein außerirdisches, menschen- oder tierähnliches „numinoses“ Geistwesen“, das, körperlos, von außergewöhnlicher, aber begrenzter Willenskraft und Emotionalität ist und die Fähigkeit besitzt, aus seiner Verborgenheit in den raum-zeitlichen Aktionsrahmen des Menschen bis hinein in das Traumleben wirksam einzugreifen. E. finden sich in fast allen Religionen. Im AT hat E. die Bedeutung eines Boten Gottes, im NT ist von verschiedenen Hierarchien wie Engeln und Erzengeln, Kerubim (Ez 1) und Serafim (Jes 6) die Rede.
Die Dämonen (Teufel) sind durch eigene Schuld gefallene Engel. > Dämonologie.
Im Koran werden E. als Diener Gottes bezeichnet. Mit seiner Erlaubnis dürfen sie für die Menschen Fürbitten einlegen und vor allem am Tag des Gerichts um Vergebung bitten (Sure 42,5).
Mit der Engellehre der katholischen Kirche stimmen Ostkirche und evangelische Christen überein, wobei die evangelischen Christen die Verehrung und Anrufung der Engel jedoch ablehnen.
Auch theologiegeschichtlich ist die Engellehre sehr unterschiedlich entwickelt. Pseudo-Dionysius Areopagita hat mit seiner hierarchischen Aufgliederung der E. in 9 Chöre eine Angelologie grundgelegt, die von Gregor dem Großen weitergegeben wurde. Im späteren Mittelalter haben Johannes Scotus Eriugena, Bonaventura und die Scholastik das Thema aufgegriffen. Auch in der Erlebnismystik sind Engelerscheinungen nicht selten.
Die Zahl der Engel wird in der Bibel mit „zehntausend mal Zehntausend (Dan 7,10) und vieltausend mal tausend (Offb 9,16) angegeben.
Im 9. Jh. kam die Vorstellung von einem Schutzengel auf, der jedem Menschen zur Seite stehe. Ein eigenes Schutzengelfest entstand dann im 15. Jh. in Spanien. 1670 bestimmte es Clemens X. für die Gesamtkirche.
E. nehmen auch im außerkirchlichen Bereich eine besondere Stellung ein. Bei Emanuel Swedenborg (Neue Kirche) gelten Engel und Geister als Vermittler von Kenntnissen aus dem geistigen Bereich. Ursprünglich waren E. Menschen. Die Anthroposophie misst Engeln große Bedeutung zu. Nicht nur jeder einzelne Mensch, sondern auch jedes Volk und Land habe einen besonderen Engel. Im Spiritismus ist ebenso von Engeln die Rede.

Lit.: Anwander, Anton: Wörterbuch der Religionen. Würzburg: Echter, 1948; Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Freiburg i.Br. u.a.: Herder, 1990; Lexikon der Religionen. Freiburg i.Br.: Herder, 1992; Khoury, Adel Theodor: Islam-Lexikon: Geschichte – Ideen – Gestalten; Freiburg/Basel/Wien: Herder, 1991; Marc-Roberts-Team: Lexikon des Satanismus und des Hexenwesens. Graz: Verlag f. Sammler, 2004; Rees, Valery: Von Gabriel bis Luzifer: eine Kulturgeschichte der Engel. Darmstadt: Wiss. Buchges. (Lambert Schneider), 2017.
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