Emanation

Lat., Ausfluss, Ausströmen, „Hervorgehen“ von etwas aus seinem Ursprung, der es aus sich selbst hervorbringt. Davon ist vor allem in Philosophie, Theologie und Physik die Rede. In der Physik versteht man unter E. die Freisetzung von Material in nicht fester oder flüssiger Form aus zumeist festen Ausgangsverbindungen, wie das Entweichen von gasförmigen Produkten beim radioaktiven Zerfall.
Das Hervorgehen aller Dinge aus dem Einen in dem Sinne, dass das Eine das Vollkommene ist und bleibt, während das Hervorgegangene mit zunehmender Entfernung von dem Einen unvollkommener wird. Dies steht im Gegensatz zum Begriff der Evolution, wo ursprünglich angenommen wurde, dass aus Unvollkommenerem stets Vollkommeneres entstehe.
E. im strengen Sinn steht auch im Gegensatz zu einer einmaligen Schöpfung, denn ex nihilo nihil fit (aus nichts wird nichts).
So ist das Emanationssystem im Grunde Monismus oder Pantheismus wie in der indischen Lehre von
Atman/Brahman und in der spätgriechischen Philosophie: Bei Plotin (Enneaden V 1 und 2; II 8,10), den Neuplatonikern und Gnostikern gehen alle Wesen aus dem Einen (pleroma) hervor, ohne dass das Eine an Substanz verliert.
Dieser neuplatonische Emanatismus wird im lateinischen MA besonders von Meister Eckhart und Nikolaus von Kues vertreten. Albertus Magnus und Thomas von Aquin haben ihn zur Beschreibung der
creatio ex nihilo aufgegriffen.
In der Psychologie ist die Rede von der Ausstrahlung einer Person in Form persönlicher Atmosphäre.
In der Paranormologie spricht man vom Ausströmen an Substanzen und am menschlichen Organismus, das von Sensitiven wahrgenommen werden könne. Nach Naum Kotik (1876-1920) gibt der menschliche Körper Energie in Form einer unbekannten Emanation ab.
Vgl. dazu auch Aura, Bioplasmakörper, Feinstoffliches, Kirlianfotographie, Od.

Lit: Kotik, Naum: Die Emanation der psychophysischen Energie. Wiesbaden: Bergmann, 1908; Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Darmstadt: Wiss. Buchges., o.J.; Lexikon der Religionen. Freiburg i.Br.: Herder, 1992; Spence, Lewis: An Encyclopaedia of Occultism. New York: Cosimo, 2006.

 

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