Eis

Ein Aggregatzustand des Wassers, Symbol der leblosen Erstarrung, gleichzeitig auch der Konservierung des Lebens und dessen Ursprung. So kennt der nördliche Mythos von der Entstehung der Welt eine aus schmelzendem E. hervorgegangene Urkuh, die ein männliches Wesen aus dem Eis herausleckt. Bei den Nordgermanen galt das E. als Urstoff der Welt.
Nach der jüngeren Edda entstand der Urriese Ymir aus geschmolzenen Eistropfen. Die Eisriesen der Edda sind lebendig gedachte Eisberge.
Eiseskälte bestimmt nach Dantes La divina commedia das Los der Verdammten. Im Zentrum des 9. Kreises des Inferno steckt Luzifer im Eismeer.
E. dient auch der Weissagung. So würden Eisblumen am Fenster ein fruchtbares Jahr ankündigen. Zu Weihnachten schaue man unter das Eis eines Flusses oder Teiches, um dort sein künftiges Geschick zu sehen. Bei Verbrennungen, Fieber und anderen Krankheiten kommt auch die Heilkraft des E. als Eis-Salbe zum Tragen.

Lit.: Eilenstein, Harry: Der Urriese Ymir : Die Götter der Germanen, Bd. 33. Norderstedt: Books on Demand, 2016; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 2. Berlin: de Gruyter, 1987, Sp. 715-716; Die Edda: Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen. Kreuzlingen/München: Hugendubel, 2006; Wetzel, Christoph: Das große Lexikon der Symbole. Darmstadt: Primus Verlag, 2008.
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