Einsiedler

Griech. Anachoret; lat. Eremit, der Zurückgezogene. E. sind Menschen, die ihre sozialen Beziehungen durch ein Leben in Einsamkeit abgebrochen haben, um in einer kontemplativen Form das personale Selbst nach dem Ebenbild Gottes zu gestalten.
Die ersten führenden Gestalten eines solchen Lebensweges waren Antonius von Ägypten und Paul von Theben, deren Lebensbeschreibung durch Athanasius und Hieronymus das gesamte religiöse Leben der E. im Christentum prägte. Durch die Schriften von Johannes Cassian Ende des 9. Jhs. mündete diese Tradition in die lat. Regula solitariorum (Regel der Einsiedler), die in Folge auf Gemeinschaften wie die Kartäuser und auf Einzelpersonen wie > Nikolaus von der Flüe einwirkte.
Motivation für ein Leben als E. ist das menschliche Grundstreben, ewig und glücklich zu sein. Dies kann nur in der Verbundenheit des Selbst mit dem Göttlichen verwirklicht werden, was zu den verschiedensten Formen der Selbstfindung in Einsiedeleien führte.
So sucht man in der Magie eine Verbindung zwischen den Tarot-Pfaden des Großen Arcanums (Karte, auf der ein Mystiker dargestellt ist) und den zehn Sephiroth im Baum des Lebens (Kabbala). Die Okkultisten sehen im E. den „Mystiker“, der sich unter Leitung eines Lehrers oder Guru zum Zweck der Kontemplation oder Versenkung zurückzieht, sowie die weise, patriarchalische Gestalt des „Alten“, der nach der heiligen mystischen Wirklichkeit strebt.

Lit: Drury, Nevill: Lexikon esoterischen Wissens. München: Droemer Knaur, 1988; Rampa, Lobsang: Der Einsiedler. Nienburg: Betzel, 2002; Tacke, Annelie: Eremitin im Himalaya. Freiburg: Herder, 2006; Rotzetter, Anton: Lexikon christlicher Spiritualität. Darmstadt: Wiss. Buchges., 2008; Das Reich des göttlichen Willens. Gaming: Verlag Salvator-mundi, 2016.
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