Einäugigkeit

Auch Monophthalmie, Zyklopie, einseitige Anophthalmie, besagt im engeren Sinn das angeborene oder erworbene Fehlen des Augapfels auf einer Seite, im Weiteren auch das Fehlen des Sehvermögens auf einem Auge.
Neben den Graien (griech: γραῖαι, Greisinnen), den drei (oder nach anderen Überlieferungen zwei) als Greisinnen geborenen Schwestern, die zusammen nur ein Auge und einen Zahn besitzen, sind die > Kyklopen und unter diesen vor allem der von Odysseus geblendete Polyphem die bekanntesten einäugigen Gestalten der Mythologie. Ferner sind hier der keltische Hauptgott > Lugh, den die Römer mit > Mercurius gleichsetzten, sowie > Odin zu nennen. Als Einäugigen obliegt es beiden, wie Mercurius, die Verstorbenen in das Totenreich zu geleiten.
Auch > Hagen, der als junger Mann im Kampf ein Auge verlor, wird im > Nibelungenlied, abgesehen von seinem schwarzen Haar, den buschigen Brauen und der großen Nase, mit einem schwarzen Auge beschrieben, was ihm einen grimmigen Ausdruck verlieh.
Im Gegensatz zu diesen einäugigen Gestalten ist das seit dem Barock häufig dargestellte > Auge Gottes positiv besetzt, ebenso das ägyptische > Horusauge.
Von Einäugigen ist nicht zuletzt auch in der Literatur und im Märchen die Rede.

Lit.: Kerényi, Karl: Die Mythologie der Griechen – Die Götter- und Menschheitsgeschichten. München: Deutscher Taschenbuchverlag, 1992.
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